Artikel
0 Kommentare

WURST AUS FRANKREICH

die hölle von marseillan also. denke ich. und diese deutsche geschmacklosigkeit, auf die man dann reinfällt und wie das dann alles so verdeutscht wird und nichts ist mit blumfeld, adorno oder rilke. ich sehe tulpentapeten, keramikbernhardiner und jede menge unreflektiertes gemustere. auf jedem gegenstand andere gegenstände in vielzahl. dinge, die uns den atem stocken ließen und dann diese selbstherrlichkeit des teutonischen amateurhaften, das, was corel draw und die kappsäge aus dem baumarkt aus diesem land gemacht haben, das machen die dann da unten in südfrankreich und merken es noch nicht mal. und wir sind dann die freaks, wir sind die punks und punkt. wir sind bohéme. unterwürfigkeit versus pumpernickelhafter selbstverständlichkeit. frankreich ist sonne, aber die handwerker hier taugen nix, muss man als deutscher alles selbst machen und sich dann brüsten. ich könnte kotzen. wenn ich nächstens mal in den urlaub fahre, dann nur zu einheimischen mit mindestens 9 generationöser tradition. nichts ist schlimmer als plumpe deutsche befindlichkeit in dieser symphatisch unfertigen südländlichkeit. das passt nicht und will selten passen. diese ausheimischen, die tun ja auch nichts für das land und seine regionen, die kopieren frankreich und mixen dann ihre kleingeistigen elementarteilchen in eine von ihnen erschaffene neue welt. wissen alles besser. wissen natürlich, und haben es längst durchschaut, wie die welt dort funktioniert, dort wo sie nicht hingehören. wir waren also im urlaub und liebten land und die kanäle, das weite meer und die schöne sonne, die kaninchen, die scheu über die straßen hoppelten, den kreisverkehr und die lädchen mit ihren freundlichen menschen, den wind in den platanen, den duft der akazien, den wein und das dürre, sandige, das unperfekte. wir haben das zu schätzen gewusst, aber das deutsche, stümmmelige, blöde, das schwebt wie eine graue gewitterwolke über unseren häuptern. wir sind wie kleine kinder und haben diesen naiven gedanken nicht aufgegeben, dass es da was zu entdecken gibt. wir haben urlaub gemacht in einem etwas überangekündigten schmalen anbau bei leuten, die vielleicht besser bei der bewerbung ihres „hauses inmitten eines villengebietes“ dazu schreiben sollen, wen sie sich genau als urlauber wünschen, damit dann nicht gleich bei ankunft die kinnlade runterfällt, nur weil wir keine stromlinienbabies sind. dann braucht man sich nicht zu ärgern. ein kleiner blick über den horizont ausserhalb der häkeldeckchenwelt täte gut, denn man will ja sicher auch in zukunft seiner umwelt mit weltbürgerlichem gehabe imponieren. mit stil und richtiger echter aufrichtigkeit trampelt es sich doch gleich viel angenehmer durchs leben. bon voyage. wir haben uns ja auch ein wirklich schönes häuschen gewünscht, haben wir ja auch bei weitem nicht bekommen, deshalb schreiben wir aber keine bockigen emails.
wieso habe ich plötzlich appetit auf ein armes würstchen? das haue ich mir erstmal in die pfanne, die finnin gibt den senf dazu. möge es uns nicht im halse stecken bleiben.

und jetzt regnets hier in den samstagabend rein. das ist schön. das gehört hierhin wo auch wir hingehören. wir machen butzeltag. ich freu mich aufs büro und die kleinen schlingel und die großen aufgaben und die gestalterische komponente in meinem leben. wir können was tun. wir tun was.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.