ein
dufter kumpel aus einer rhein-metropole kam zu gast. meine grenzenlose bewunderung
für ihn rührt von der tatsache, dass er ein gene simmons-tattoo
auf dem bein mit sich herum trägt. ein sehr bunter jedoch aufrichtiger
und ordentlicher mann, der stets erstklassisch gekleidet ist. wir tranken
einige gläser longdrink und dann zeigten wir ihm die vorzüge des
wiesbadener nachtlebens. wir fuhren mit dem taxi einmal um die blöcke
und tranken anschliessend süßen wein bei hellmo, wie immer war
ich derjenige der nicht müde wurde, was sehr einsam macht. derart vereinsamt
schlug ich meinen mantelkragen hoch und kroch durch das von sintflutartigen
regenfällen komplett überschwemmte wiesbadener westend. da purzeln
die fälle. aber es ist mir egal. es war mir immer schon egal. ein schiffchen
fuhr vorbei, bestehend aus einem blatt papier. ich stieg ein und wir fuhren
hinaus in die weite see, ins amerika der späten sechziger jahre. später
zuhause besprühte ich doch tatsächlich meine glasplatte, die ich
extra bei einer glaserei habe anfertigen lassen, dann zwar bezahlt, jedoch
nie abgeholt habe, weshalb die glasplatte auch die ehemalige glastür
eines furchtbar hässlichen wohnzimmerschrankes war, der als sperrmüll
vor unserer haustür stand, als ich dereinst betrunken wie eine haubitze
(…) spätnachts oder vielleicht war’s auch frühmorgens nach hause
kam. ich bin dann rein in meine wohnung, habe einen kreuzschlitzschraubendreher
geholt und die tür leise abgeschraubt. leise, damit mich unser, nein
mein hausmeister nicht hört und dann seltsame sachen murmelt, wovor ich
riesige angst habe, weil ich davon ausgehe, dass er mich gar nicht leiden
kann, was bestimmt auch stimmt, weil er denkt, ich wäre der, der immer
leere kartons in den hof stellt und kratzer in den lack der hofeinfahrt mache,
was natürlich quatsch ist, weil ich a) kartons nicht einfach in den hof
stellen würde, sondern 20m weiter im altpapiercontainerfachgerecht entsorgen
würde und zweitens nicht im geringsten zu vandalismus neige. also auf
dieser glasplatte, die die tischplatte eines tischleins ist, das im prinzip
eine kiste ist, die mein lieber freund boris
claudius kaspar kreisle edler von hellborn angefertigt und mir alsbald
geschenkt hat. ich habe dann sand reingeschüttet und ein paar steine
reingelegt (hineingelegt, nicht etwa verarscht), sowie eine lampe die nun
im sand steckt und so tut als sei sie die sonne, während der sand so
tut, als sei er die wüste und das sieht klasse aus. der sand war gar
nicht einfach zu besorgen. kein mensch konnte mir sagen, wo es sand in wiesbaden
gibt. am ende kaufte ich den sand in einem idea-markt in der dingensstrasse,
da wo früher der stinnes-baumarkt war. ausser dem sand kaufte ich mir
noch eine flasche sauerkrautsaft, die heute immer noch in meinem kühlschrank
steht, weil ich mich nicht traue davon zu trinken, weil mücke gesagt
hat, dass dies stante pede abführend wirken würde, und darauf kann
ich wahrlich verzichten. diese glasplatte besprühte ich also mit glasreiniger
und genoss dabei den duft von tensiden und scharfmachern. danach verschlang
ich noch einen happen peccorino mit schwarzem pfeffer und genoss meine einsamkeit.
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