Artikel
0 Kommentare

Twitteratur in Lesung / Der Poporz

Hier nochmal der 2.365.678ste Beitrag zur Twitterlesung in Berlin am 26. Juli diesen Jahres, also neulich.
Zunächst einmal war ich hocherfreut, dass Johnny Häusler eine Art Rampensau zu sein scheint, wobei er das mit einer gewissen ähem-Kaschierung ganz gut unpeinlich umgesetzt hat. Die mir bekannten Zuschauer, die via Hobnox dem Ereignis beiwohnten, sahen das bisweilen anders, was ich nicht nachvollziehen kann. Da ist Hobnox dran schuld. Da sitzen also 300.000 Autoren in der Sauna und sind allesamt ähnlich erregt wie die Protagonisten und wissen nicht, was ihnen blüht. Dann fings aber auch schon ziemlich fröhlich an. Ich wusste es bisher ja nicht, aber @spreeblick wirkt wie dazu gemacht auf der Bühne das Publikum mit dem Geschehen zu verbinden ohne dass er jetzt Luftballos oder Kondome in der ersten Reihe verteilt hat. Auch das Publikum war gut gelaunt und wohlwollend, so konnte man sich allgemein die Publikumsbeschimpfung sparen. Einzig die dunkel gekleideten Freunde des unvermeidlichen @frank93 fielen hier aus dem Rahmen, denn sie nahmen mir die Sicht, waren jedoch sehr freundlich dabei. Ich hörte dann, wie es los ging und ich glaube es ging mit der guten Idee los los, dass ein Tag aus Twittererererersicht gestaltet und vorgelesen wurde. Soweit ich das verstanden habe, da hinten auf meinem Stühlchen, eingekesselt von der @frank93-Fraktion, war es der 4. Juli. Jedenfalls lies der Bezug auf den amerikanischen Unabhängigkeitstag darauf schließen. Ich musste an diversen Stellen laut lachen, war amüsiert und das passiert nicht oft. Ich glaube mich schon dabei beobachtet zu haben, wie ich zum Lachen in den Keller gehe. Die Sache hat also gut funktioniert. Das war ja meine größte Sorge. Dass es sperrig und fremdschämesque würde. Die Meute war gut gelaunt, manche riefen sogar „Wuuuuh!“, das hielt sich aber gottseidank in Grenzen. Das Ding nahm so seinen Lauf. Irgendwann wechselten sich die schwarzen Herren mit einem Bachmannpreisträger ab, welcher er mir kurzfristig jene Sicht nahm, die ich zuvor schon vermisste, aber er stieg dann auf die Bühne und verlaß Tweets. Tilmann Rammstedt twittert nicht, aber er war so freundlich sein befremden über diese Tätigkeit im Zaume zu halten. Da er gut lesen kann, wurde dieser Part klasse und das Publikum zog mit.
Dann jedoch lasen diverse Chief-Twitterer ihre Tweets vor und dann wurde es ein bißchen unangenehm. Insgesamt sind diese von ihnen vorgelesenen Tweets sehr amüsant und teilweise wirklich großartig, wer aber die Bühne nicht wenigstens zeitweise als sein zuhause betrachtet, dem bleibt es nicht erspart, dass die vorgetragenen Elemente schnell staksig und unprofessionell rüberkommen. Auch zeigte sich hier das Problem des kontextlosen Aufführens von solchen Zeilen. Das sollte man so nicht machen, wären mehrzahlig unkundige angewesen sein, wäre das ganze in die Hose gegangen. So aber jubelten die Fans ihren Helden und Heldinnen tapfer zu. Es war ja schließlich ein Familienfest.
Und so kam es, wie es kommen musste, das Ereignis wurde zum Rahmen. Man ist schließlich gekommen um die Avatare fallen zu sehen. So saßen wir dann draußen in der brütenden Hitze der Nacht und fachsimpelten über die soziale Komponente des entfollowen. Passenderweise gesellten sich dann auch einige der ganz großen Entfollower an unseren Tisch um uns den Rücken zu zuwenden. Gutes Timing. Die am Tisch sitzenden stellten sich allesamt als großartige Typen und Typinnen dar. Es war, als kenne man sich schon ewig. Und so war man sich schnell einig, dass sich das ganze Theater gelohnt habe, dass man sich aber das nächste mal weniger Eigenproporz der Veranstalter wünscht und dass sich doch viel intensiver mit den tatsächlich zahlreichen vorhandenen großartigen Tweets beschäftigt werden muss. Dann müsste man sich und seine abwesenden Freunde nicht immer so zahlreich selbst vorlesen. Zwar sind einige A-Twitterer nicht umsonst welche, aber es langt auf Dauer nicht für eine ordnungsgemäß austarierte Veranstaltung. Ich böte jetzt mal zum Beispiel meine Favoritenliste zum akquirieren an. Da finden sich neben einigen bekannten Leuten auch ganz kleine süße Twitterinas und Twitterineros. Die zu huldigen wäre eine angemessene Reaktion, wie ich finde. Ist aber letztlich Geschmackssache. Und hinterher ist es ja eigentlich followendermaßen: Hätte, wenn und aber… Man hätte ja schließlich die erste Twitterlesung auf Erden selbst veranstalten können, dann hätte man da alles „richtig“ machen können und dann hätte, hätte, hätte… wäre vielleicht niemand gekommen und dann hätte man da gesessen und geheult. Zum Glück wär man dann wenigstens alleine gewesen. Deshalb danke schön an die, die das aufgetan haben und bitte den nächsten Termin frühestens im November festlegen, wenns wieder etwas abgekühlt ist, in der wichtigsten Stadt der Welt. Das mit der wichtigsten Stadt der Welt war ironisch gemeint.

Artikel
0 Kommentare

Twitterlesung

Klar, dass jetzt alles wieder sagen, wir haben sie nicht alle an der Poperze und auch klar, dass eine Poperze damit gar nichts zu tun hat, aber es ist nunmal so, dass ich mit @Wollbindung und @Soloony am 26. Juli nach Berlin fahre um einer Twitterlesung beizuwohnen. Initiert haben das Sascha Lobo und die Damen und Herren von der Twitkrit. Eigentlich ist mir so eine Reise zu stressig. Ich fliege nicht gerne, ich fahr nicht gerne Zug und die Autofahrerei ist ja auch schon ziemlich quälend. Aber andererseits what shall this than?! Bevor ich wieder vor Mogulus sitze und mir irgendein Rauschen mit Parallelchat anschaue und mir dann einrede, dass es zuhause schon voll okay ist, fahre ich lieber mal Vorort. Was es ja auch ist, aber halt nicht immer. Mein Besuch im Büro bei Sonnenuntergang und dessen Verlassung beim Anbruch der Dunkelheit, darf nicht darüberhinwegtäuschen, dass ich ein Stubenhocker bin und ich bin da nicht alleine. Sehen Sie die Dame rechts von mir, nein? Naja auf alle Fälle, das ist auch eine Stubenhockerin vor dem Herrn. Wir sind urbane Stubenhocker 2.0. Aber wir sind Stubenhocker mit jeweils einer Schraube locker im St. Oberstübchen. Jetzt also wir mit der Nachbarin: ab in die Kulturbrauerei. Ich hoffe da gibts noch was anderes als Bier. Schnaps vielleicht.