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BOCKIGER DIARIST

odelay. wir sind jetzt immer zeitig in den heiligen hallen und schrubben die jobs weg. wir meeten jetzt ausgiebiger und orientieren uns in unsere neuen richtungen. im westflügel wird fleissig programmiert, im osten gestylesheetet und geflasht und gedacht und erdacht, im süden wird telefon- und organisiert und im gen norden gelegen teil unseres schlosses sitze ich und ich muss mich glaube ich grad mal fragen, warum die knaben von tokyo hotel immer das gleiche an, sowie immer die gleiche frisur, das gleich make-up, alles immer gleich haben. das erinnert mich an die band kiss. da war auch alles immer gleich. da hatte jeder seine rolle. bei tokyo hotel sind aber sicher alle authentisch bis zum anschlag.
jetzt muss ich nur noch warten bis mein nachbar aus bayern ins haus gegangen ist, dann kann auch ich schlafen gehen. mein nachbar aus bayern lädt dann und wann verschiedene damen auf seine terrasse ein und dann redet er auf sie ein. er sagt immer dasselbe und rückt sich ins rechte licht. mein nachbar aus bayern scheint sehr von sich überzeugt zu sein. mich hat er noch nicht überzeugt. und diverse damen, die ich kenne verdrehen auch schon die augen, wenns um meinen nachbar aus bayern geht. sie sagen: „er hat eine masche und er parfümiert sich sehr stark“. erstes schwant mir jeden tag, wenn er mit einer der verschiedenen damen auf der terrasse sitzt und letzteres konnte ich erst kürzlich selbst vernehmen, als er vor mir im kiosk stand. ich vernahm einen aufdringlichen duft eines parfums, dass mich an die achtziger jahre erinnerte und ich hätte mir gerne die nase zugehalten, doch das erschien mir unhöflich. mein nachbar aus bayern erzählt stets mit gelassener, sonorer stimme und ganz gleich, was sein gegenüber erwidert, er redet einfach weiter, bis das gegenüber die nase voll hat. so ähnlich wirkt das szenario jedenfalls auf mich. aber ich steigere mich vielleicht auch zu sehr hinein in den gedanken, dass mein bayerischer nachbar eine tendenz zum unerträglichen hat. da gehts mir wahrscheinlich wie dem mann aus frankreich, der mich erst wüst beschimpfte und beleidigte. als ich ihn dann fragte, warum er nicht einfach mal sachlich seine problematik schildert, hatte er keine lust mehr und wimmelte mich ab. sicher beleidigt er mich schon bald wieder. dann könnte ich mich jedoch nicht beschweren, denn ich bin ja nicht besser. mein nachbar ist doch sicher auch voll easy und schwer in ordnung, aber ich bin ja bockig. wenn ich nicht bockig wäre, wäre es sicher viel schöner auf der welt, aber manchmal innerhalb meines bockigen daseins, da erkenne ich, dass diese bockigkeit total beknackt ist und dann schäme ich mich und murmele was in meinen bart hinein. vielleicht sollte ich einfach meine terrassentür öffnen mich ins dustere gärtchen hocken und ein wenig des nachbarns ausführungen lauschen. falls ihm dann der faden reisst (was ich für schier unmöglich halte), könnte ich soufflieren. mir fällt ja meistens was ein. zunächst würde ich ihm flüstern, dass er doch mal einer der damen zuhören solle, weil das bei einem rendezvous nicht ganz unpraktisch ist. vielleicht kämen die damen dann öfter und man könnte gleich zur sache kommen. aber dann hoffentlich nicht auf der terrasse, da wäre ich sofort wieder bockig.

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