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ICH BINS

unser subblogger aus potsdam sagt: „wenn Du mal den themenkreis ändertest und nicht dauernd nabelschau betreiben würdest, würde ich auch nicht immer auf dich zurückkommen.“ doch ein kurzer blick ins gesetzbuch für persönlichkeitsrechte sagt mir, ich bleib dabei. ich werde mich sicher wegen falscher rückschlüsse nicht verklagen. und falls ich mich doch einmal selbst verklagen würde, fände ich bestimmt schnell mit dem anwalt der gegenseite eine aussergerichtliche einigung. als blogger kann man natürlich auch so tun, als wäre man spon (wie man in fachkreisen sagt). befände ich jetzt, wie der der große mir nicht gänzlich unsympathische blog aus berlin, auf mich wirkt, schnell würde das internationale kritikertum mir tendenziösität vorwerfen und tatsächlich: ich habe ja auch keine ahnung. auch ein blick mit anschliessender öffentlichen reflektion auf andere designbüros oder gar werbeagenturen (gott bewahre), würde mir nicht weiterhelfen. ich finde es bisweilen erschreckend, was in der manege des kreativzirkus dargeboten wird. gerne finde ich auch erzeugnisse, die mich freuen und mit denen ich ins bett gehen möchte, wie zum beispiel das buch „the book of independence“ von scheufelen, erschienen im hermann schmidt verlag zu mainz (ich glaube der herrmann schmidt verlag säße gerne in hamburg oder berlin). schmunzel. aber was soll ich mich daran reiben. die machens halt so und wir machen es anders. oft auch anders falsch. als wir royalkomm gegründet haben (ja wir haben es gegründet) (es), da gab es niemanden der uns mut gemacht hat. wir seien bekloppt und ach und oh weh der elfte september habe doch alles kaputt gemacht. mein vater sagte: „44.000 firmenpleiten im letzten jahr. ja ist das denn noch nicht genug mahnung?“ ich dachte mir, nee ist es nicht. und so bauten r.k. und ich mit gar keinem geld und hässlichen schreibtischen ein imperium der exorbitanz auf, das sich gewaschen hat. grunz. was soll ich da auf die anderen kukken, die mit 7er bmws auf parkplatzsuche gehen? ich schaue mir webauftritte der konkurenz an und dann deren umsatz des letzten jahres. siebenstellig und so und denke mir, der auftritt und die umsätze stehen in keinem verhältnis. man kann also ruhig auch kein schönes design haben, muss dafür aber in rollkragenpullis und mit innem haarschnitt rumlaufen und dennoch steht dies den 7-stelligen umsätzen nicht im wege. das will ich nicht sein und das bin ich auch nicht, womöglich könnte ich es auch nicht. reich sein, das kann nicht jeder. aber sich mal zu fragen, warum eigentlich man selbst morgens so anders ist als um 22:00 uhr am abend, warum esse ich pizza, trinke wodka, rauche dann ernte 23, lebe ungesund, obgleich ich doch weiss was dann folgt? warum bin ich mit knapp 40 noch so ein kindsköpfiger haderlump? sollen die finnin und ich wirklich in die schwalbacher straße ziehen? gehe ich heute abend zum schlozz emil bienenschlau und trinken wir dann rotwein und reden über aufzüge, busfahren, supermärkte, über früher, heute, über royalkomm, über design, über peter engelhardt, über die finnin, über die zahnärztin in spe, über den kapellmeister und sein leben, über ganz besonders uns, über den diskurs an sich, über die musik und wie sie sich inzwischen billgend in kauf nimmt? das ist doch total interessant, da flippt man doch aus. das muss man doch gelesen haben. das ist weltweit von bedeutung. gestern ist mir zusammen mit unserer aktuellen lieblingskundin aufgefallen, dass das ideal weihnachten vom video zum song „last christmas“ gezeichnet wurde. so muss es sein. man wandert mit ein paar guten freunden und fönfrisuren in kashmeermänteln auf eine berghütte, dazu singt es schnulzig aus dem off und hinterher sind alle glücklich und ausgelassen, bis auf einer und der wäre nicht ich. es gibt oft momente, in denen ich last christmas nicht ertragen kann, aber mal ehrlich: wer in der weihnachtszeit 1986 zusammen mit frau krastel und frau burg vor kälte schlotternd in der küche um eine flasche four roses whisky gesessen hat und sich dachte, das hier ist das leben, der kann die affintät zu diesem lied nicht abstreiten. wir haben mittendrin gesessen in den achtzigern, wir haben gelitten und geliebt. meistens gelitten, oft geliebt. ich bin mir nicht sicher wer ich genau bin und warum. es stört mich nicht besonders, aber wer die anderen sind, weiss ich nicht, aber ich kann mich zum glück ja in deren blogs oder im noch wirklicheren leben über sie informieren. das ist das leben im jungen 21. jahrhundert. aber hier gibts erstmal nur ICH ICH ICH und nochmals ICH.

p.s.: was mich übrigens an den dialog an einer dortmunder würstchenbude erinnert:
a: „wen ist dem bratwurst?“
b: „ich!“

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