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Frauenfußball

Ja gut, äh… nachdem ich zum letzten Blogpost mehrere Direct Messages und Mails bekommen habe, in denen man mir rut, ich solle mich schleunigst in die Hände eines Pferdepsychologen begeben, sah ich folgenden Handlungsbedarf: nämlich keinen.
Ich werd doch auch mal rumheulen dürfen, wenn die Menschen so qwertzu sind. Das ist mein Recht, doch langweilte ich mich in diesem Zustand nach wenigen Tagen auch nur herum. What shall´s, frage ich mich dann. So!

Und also sind wir gestern zur Ausstellung der Frau @Frauenfuss (die übrigens so heißt, weil sie…) gefahren. Die @Piratenmarlene, die wir direkt vom Clownsseminar abholten, der immerfröhliche @Kcpr, meine geliebte @Kikoehn sowie mein Auto brachen am späten Nachmittag auf, um in die seltsame Stadt Nürnberg zu fahren. Nürnberg… Hahahaha… ist ganz schön und mit einem Haufen Geschichte ausgestattet und natürlich einem garstigen Hauch von Reichsparteitag. Natürlich, den Hitler wird man ja nie so richtig los. Ja, und weil wir ein Navigationsystem haben, haben wir leider keinerlei aktuelle Eindrücke vom Städtchen sammeln können, sondern sind schnurstracks zur Vernissage in die Galerie „Armer Teufel“ gefahren. Dort trafen wir zunächst einmal auf Joseph Beuys und etliche Typen aus dem Internet, Menschen aus Nürnberg, sowie Menschen, die gleichzeitig im Internet und aus Nürnberg waren. Von letzterem extrem irritiert sank ich danieder. Die @Frauenfuss, die im „richtigen Leben“ Michaela von Aichberger heißt, war aus dem Häuschen und ich musste fast weinen, denn sie hatte tatsächlich einen Stuhl unter mein Bild gestellt, auf dem nur ich sitzen durfte. Ach, ich musste ja gar nicht weinen, nur fast. Also da hing mein Bild und darunter ein Stuhl, auf dem eine Karte mit meinem Namen lag. Ist das nicht köstlich und auch ein bißchen seltsam sowie x-trem liebenswert? Ich nahm allerdings verschämt Abstand, mich zum Objekt des Anstarrens zu machen. Ich bin sowas von undankbar. Hier bei „Gefangen im Netz“ kann man es sehen.

Jetzt werden Sie sich vielleicht fragen, von was redet der denn da eigentlich? Und das kam so: Irgendwann am 24. April 2009 eröffnete Frau @Frauenfuss einen eigenen Twitteraccount und ich weiss nicht, was sie sich dabei gedacht hat, aber schon nach kurzer Zeit wandelte sich dieser Account zu einem vorzüglichen Marketingtool und sie hatte die Neider und Kapitalismusverweigerer gegen sich aufgebracht, aber sie hatte noch viel mehr Aufmerksamkeit und freundliches Entgegenkommen generiert und wurde binnen kurzer Zeit weltberühmt in der deutschen Twitterszene, denn sie malte ihre Follower. Jeder, der ihr folgte, hatte die Chance von ihr gemalt zu werden. Zwar hatten bisher nicht alle das Vergnügen, doch es kam eine ordentliche Anzahl von Dingenskirchen zusammen, so dass man fast meinen könnte Frau Fuss hat sonst nichts zu tun. Dann kamen die Medien und endlich hatte es das dicke Schaf, also ich, in die Brigitte geschafft. Und dann sprach irgendein Verrückter: „Frau von Aichberger, stellen Sie Ihre Zeichnungen gefälligst im Rahmen einer sogenannten Ausstellung dem Volk zum Anschauen zur Verfügung!“. Da ich das Vergnügen hatte, Frau Fuss hin und wieder via Skype beim Durchdrehen zu zu sehen, kann ich an dieser Stelle sagen: @Frauenfuss drehte durch. Sie arbeitete sich die Seele aus dem Leib, ja ich glaube, sie hat ihre Seele an eine geheimnisvolle Natursekte verkauft, wenn nicht sogar an den Teufel höchstpersönlich, denn plötzlich schien sie nicht mehr zu schlafen. Ich glaube, sie hat seit Wochen nicht mehr geschlafen. Wann immer man sie im Skype kontaktierte, sie war da. Ein Wunder der Natur. Doch schließlich hat es sich gelohnt. Jedenfalls kamen gestern zur Vernissage eine Haufen sehr angenehmer Menschen und revidierten mein Bild, von den Franken, die sich ansonsten ja bekanntermaßen ausschließlich von Rostbratwurst und meterhohen Knödeln ernähren. Aber dem war dort nicht so. Nürnberger sind echt voll die Knuddels und ich bin den schönsten Nürnbergern und Nürnbergerinnen auch gleich auf Twitter gefolgt.

Und dann waren da noch die Lesungen verschiedener Menschen unterschiedlichster Herkunft. Der etwas unglücklich arm dran gewesene @Schriftsteller bemühte sich etwas nervös, aber redlich, das Eis mit seinem vom Genre her eher unlustigen Romanauszug zu brechen. Dann kam Dirk Baranek, der auf der Straße gefundende Zettel an die Wand projezierte und damit die Abgründe menschlicher Dingenskirchen offenbarte. Der Vortrag war sehr kurzweilig und alle lachten und applaudierten. Barbara Späth / corvus_albus hielt uns den Mirror vor und machte sich über Anglizismen lustig. Der sehr trocken vorgetragene Beitrag wirkte etwas lustlos, was jedoch am trockenen Humor der Frau Späth liegen kann, was ja kein Nachteil sein muss.
Und anschließend las SilentTiffy aus ihrem Roman „Wir fahrn im Puff nach Batzelona“ (Namen des Romans von der Redaktion geändert) vor. Silent Tiffy, die im richtigen Leben und auch sonst Alexandra Tobor heißt, flüchtete im Jahr 1989 aus Polen nach Deutschland und verfügt über ein außerordendliches Sprachgeschick, das sie mit ihrer singenden Stimme vorträgt und dabei vor Verlegenheit glüht. Wenn sich die deutsche Literaturszene nicht komplett unmöglich machen will, muss aus Alexandra Tobor schon bald eine ganz große Dichterin werden, die in Stretchlimousinen rumlungert und mit schwarzen Panthern rumknutscht. Sollte das Schicksal etwas Niedereres mit ihr vorhaben, so werde ich dem Schicksal höchstpersönlich in die Glocken treten.
Als ich von den Tränen der Ergriffenheit gepeitscht wieder bei Sinnen war, stand auf einmal der Taubenvergrämer da und brachte die Menge zum ausrasten. Der Taubenvergrämer nennt sich auf Twitter Vergraemer und geht mir dort schon lange auf den Sack. In traumwandlerischer Fatzkehaftigkeit stellt er sich dem Publikum vor und alle fallen drauf rein. Ich hasse ihn so sehr, aber er wird sicher eines Tages „Wetten dass…“ moderieren und sich ein eigenes Hochhaus bauen. Auf jeden Fall wird er Schuhe aus Gold tragen und einen Hut aus Augen. Er wird in einem Rolls Royce schlafen und sein Weib wird eine Krone aus schierem Alabaster tragen. Vorsorglich werde ich mich bei ihm einschleimen, denn man weiss ja nie. Jan-Uwe Fitz, so heißt er ja, ist wirklich der lustigste und schönste Entertainer, den ich je gesehen habe. Wenn es einen legitimen Nachfolger von Frank Sinatra und Jerry Lewis gibt, dann ist er das und er ist noch größer. Sein Name wird dereinst von betrunkenen Comedyfanatikern an den Lagerfeuern dieser Erde gegröhlt werden. Er wird Stadien füllen, er wird in Wurstsemmeln baden, er wird einmal Gott da oben ablösen. Vorher werden er und seine kruden Kumpels noch im Rahmen des Jour Fitz in Wiesbaden lesen. Der Termin steht noch nicht fest, aber wehe Sie kommen nicht alle dahin, sonst setzts was.

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