Artikel
0 Kommentare

re:publica 2010 – Tag Nr. 3

Ich bin ausnahmsweise mal nicht in den Quatsch Comdey Club gegangen. Obwohl da ja sicher mehr geboten wurde als Wasabinüsse und Erdbeerlimes, nämlich richtig gute Gespräche, aber was bringt das denn?

Und weil ja auch die Welt- und Republica-Emotions-Pressesprecherin schon auf der Götz Werner-Session für »uns alle« twitterte, hörte ich mir kurz an, was Johnny Häusler und Markus Beckedahl über ihre eigene Veranstaltung zu erzählen hatten (Es gibt nicht nur 11, sondern 13 Kontinente). Das war sehr erhellend. Ich bin dann in Kalkscheune gegangen, wo ich zu einer weiteren Flasche Club-Mate in mein iPhone starrte und das kurzzeitig schöne Wetter genoss. Ein kurzer Plausch mit @Puppiges über was so geht in der Hood und dann gings auch schon zum @McWinkel (übrigenserweise Autor in Stijlroyal13), wo auffallend viele Teenies zugegen waren, denen er aber, genauso wie mir und @kcpr, viel aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz erzählen konnte. Es war sehr kurzweilig.

 

EINZELFÄLLE

 

Mir wurde von einer großen Bohemian Rhapsody-Karaokisierung erzählt. 300 Teilnehmer der re:publica sangen zusammen, weil Biz Stone, der Miterfinder von Twitter dann doch keine Zeit hatte an einer Videokonferenz teilzunehmen. Es könnte u.a. die Relevanz andeuten, die der US-Amerikaner für eine deutsche Social Media Konferenz empfindet. Aber statt in die Trübtassigkeit zu verfallen, wandelt der großartige Johnny Haeusler auf den Pfaden des Gotthilf Fischer, gründete spontan einen Temporärchor und steigerte nebenbei das Zusammengehörigkeitsgefühl der Teilnehmer ins Maximale. Man kann das nicht hoch genug bewerten und falls hier ironische Untertöne hineininterpretiert werden, so vergessen Sie das, ich meine das genau so.

Das Wesentliche an der re:publica ist die Zusammenkunft und das Rumsitzen in den Foyers. Das Aufgreifen der Gendanken, den Stellenwert des Interenets bewerten und die zumeist gar nicht so weit von einander entfernt liegenden Gedanken abzugleichen. Dann fahren 2.500 Menschen wieder nach Hause und können wirken. Das ist zwar noch keine große Volksbewegung, aber wer hat so was erwartet? Die vielbescholtene Blase ist keine Massenbewegung, aber sie ist ein wichtiger Bestandteil der Kultur in diesem Lande und »die Sache« wird sich entwickeln.

 


PETER KRUSE UND DR. MATHIAS WINKS

 

Die beiden besten Sessions waren für mich die von Peter Kruse, ich erwähnte es bereits und »Aus dem Leben eines Faulancers / How to make a living aus dem Blog« von McWinkel. Das mit Kruse, ist glaube ich klar, das haben viele sehr positiv bewertet, aber wie wichtig kann so ein Schein-Schlurie wie McWinkel denn sein? Schließlich hat er weder einen Lehrstuhl inne, noch scheinen hehre Ambitionen seinen Lebensweg zu ebnen. Aber Winkelsen griff ein Thema auf, das ja eigentlich das nächste und übernächste ganz große Ding sein muss: Wie verdiene ich denn nun wirklich Geld mit dem Internet? Es hätte jede zweite Session auf der diesjährigen re:publica zu diesem Thema stattfinden müssen, weil es einfach die Sache erst richtig rund, ausgebaut und erwachsen macht. Wie können Blogger ein Leben in Würde führen, ihre Miete bezahlen und sich eine Sozialversicherung leisten? Es mag den einen oder anderen bourgeoisen Faz-Autoren auf die Palme bringen, aber hier ist dringender Handlungsbedarf. Aber das wissen Sie ja bereits alle. Mathias Winks hielt dazu alles andere als einen wissenschaftlichen Vortrag, aber er machte deutlich, dass man vielleicht nicht auf den einen ganz großen Anzeigenkunden warten muss. Die Dinge zersplittern. Man wird womöglich in Zukunft eher von einer Anzahl kleiner Jobs sein Leben finanzieren müssen, es wird gepatchworked werden. In allem. Ein Blogger wird einen Teil seiner Zeit dazu aufwenden, sich um die Finanzierung seiner Arbeit zu bemühen. Winks berichtete, wie er Tests (naja… jedenfalls sowas ähnliches) u.a für Autos und Spielkonsolen machte, um sich so seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Und weil er so eindringlich und begeistert über seine Biersorte schrieb, wird er nun auf Lebenszeit mit Bier in rauhen Mengen versorgt. Und auch wenn ich selbst kein Bier trinke, ich glaube hier wird deutlich, Bloggen kann ein Leben in Saus und Braus zur Folge haben.

 

Danke liebe re:publica Initiatoren, dass Ihr eine Plattform für all dies geschaffen habt. Ich kann an dieser Stelle nur meinen Respekt zum Ausdruck bringen und ich werde auch beim nächstes Mal im Rahmen dieser geradezu spirituellen Erwartung, wieder die Katze im Sack kaufen und ein Ticket für die rp11 erwerben, noch bevor auch nur ein einziger Programmpunkt fest steht – Amen.

 

re:publica 2010 / Tag 1

re:publica 2010 / Tag 2

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.