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Die Fußball-WM 2010 im Huckbook / Tag 3

Mimi Klos, Mimi Klos, Mimi Klos dachte ich, als ich Frédéric Valins Text auf Spreeblick las. Ich glaube Fred fand das Spiel nicht so toll oder er findet grundsätzlich Deutschland nicht so toll oder die Typen auf dem Platz oder vielleicht doch und ich hab’s nicht verstanden, was gut sein kann. Ich frag ihn mal, im Juli oder so.


ABER

 

Ich aber habe mich so gefreut, als ich das Spiel heute sah. Nicht nur, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben das Ergebnis eines Spieles richtig getippt hatte, was ja noch nicht mal stimmte, weil ich zufälligweise ein Spiel zuvor schon mit dem Ergebnis von Ghana vs. Serbien zum ersten mal im Leben richtig getippt hatte, nein, ich, mit meinem von Gefühlswallungen geleiteten Fußballdings, freue mich halt gerne mal. Und das habe ich dann gemacht. Hab ich ja geschrieben.

 

Es ist nur so, dass ich noch nie eine deutsche Mannschaft auf einem großen Turnier so wunderschön aufspielen gesehen habe. Also relativ auch, klar. So Typen die einfach sich was vorgenommen und das dann auch umgesetzt haben. „So lenamäßig!“, höre ich mich sagen. Es geht auch gar nicht um den Gegner, es geht nur um die Art & Weise wie das aussah und wie die Leute, mit denen ich das schaute, reagierten. Das war alles so ein bißchen Hippie. So Opium-rauchende-Menschen-in-Stars-&-Stripes-Fahne-eingewickeltmäßig. Ich mag das Unaufgeregte am euphorisch sein. Ich freue mich ja auch eher in mich hinein. Das wirkt oft so, als sei ich schlecht gelaunt, aber ich mein’s ja nicht so. Beim Tor von Cacau zum (natürlich, das weiss doch ein jedes Kind und ich als Bertram Baierlorzer des Fußballbloggens weiss das ja sowieso, ich weiss gar nicht, wie der Paul darauf kommt, dass ich das nicht wüsste) 4:0 jedoch entfleuchte sogar mir ein Jubelschrei. Weil das so schön war. So herausgespielt und auf guten Pässen basierend. Und weil der Trainer zuvor mit der Einwechslung des Torschützen alles richtig gemacht hat und dass nach den Dünken und Zweifeln im Vorfeld, ob das mit Kevin Kurányi und Miroslav Klose alles so richtig war und ob man doch einen Drecksack braucht wie Torsten Frings, genau die richtigen Entscheidung getroffen hat. Das wäre so eine Zukunft. Menschen, gegenseitig auf Augenhöhe, die den Prozess souverän führen, weil Sie von der eigenen Leistungsfähigkeit und von der ihrer Mitstreiter überzeugt sind. Da habe ich mich gefreut.

 

Wir sind auf dem Weg in einen Sommer der Glückseligkeit. Vorbei die Kaiserzeiten und die dumpfbackener Stümper, die nicht nur insgeheim ihre Frauen an den Herd wünschen. Es geht ein Sympathierruck von Deutschland aus und kein Hooiligangegröhle nach irgendeiner Weltgenesung. Einfach mal was können und das dann zeigen ohne, dass davon auszugehen ist, dass die Protagonisten anschließend in den Interwievs nur Stuss reden und peinliche Platitüden dreschen.

 

Und wenn sie jetzt noch Joachim Gauck zum Präsidenten wählen, danach dann bitte diese unfassbare armselige Regierung auflösen, dann kann der Interimskanzler Peer Steinbrück am 11. Juli direkt in Südafrika den Jungs zum Gewinn der Weltmeisterschaft gratulieren. So in dieser putzigen Steifigkeit, die ihm in diesen Tagen des Freudentaumels noch geblieben ist.

 

 

 

 

(Foto von Pierre Pouliquin / flickr.com)

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Die Fußball-WM 2010 im Huckbook / Tag 2

Wenn man bei flickr.com in der Creative Commons-Abteilung nach „Queen Elisabeth“ sucht, treten die eigenartigsten Ergebnisse zutage. Immerhin wurden die kopulierenden Vierbeiner auf dem Bild oben von Tom Vogler im Queen Elisabeh National Park in Uganda aufgenommen.

Der Queen bleibt aber auch nichts erspart. Nachdem sich die gnädige Frau gestern anlässlich ihres Geburtstags von zahlreichen Männern mit albernen Fellhüten ausgiebig hat anschreien lassen, hätte man von den Fußballern aus England bei der Begegnung gegen die USA etwas mehr Motivation erwarten können. Aber was kann man von der englischen Nationalmannschaft überhaupt erwarten? Elfmeterschießen jedenfalls nicht.

 

Da es ja heutzutage keine Favoriten mehr gibt, empfand ich auch England als Gegner der Nationalmannschaft der USA (das muss man sich mal vorstellen) nicht als Favorit. Aber ich wünsche mir so sehr, dass die Engländer endlich mal alle (außer Deutschland) in Grund und Boden spielen. Und das kam so: Seit ich mir im Jahre 1984 mal ein Zweitligaspiel des FC Chelsea anschaute und sah wie da die Zuschauer, die nicht allzu reichlich erschienen waren, dennoch 90 Minuten mit Herz und natürlich ohne Verstand ihre Mannschaft nach vorne sangen, hat es mich fasziniert.

Anschließend war ich Gast an der „White Hart Lane“ im Stadion der Tottenham Hotspur gegen Aston Villa. Es war großartig. Beide Vereine waren im Laufe der Saison mal ganz dicht dran an der Spitze, konnten die Spielqualität in der Premier League aber nicht halten (Die Spurs wurden gewannen aber in diesen Jahr den UEFA-Cup.) Die Spurs gewannen das Spiel 2:1, das Stadion war total aus dem Häuschen. Die Atmosphäre der Supporter und aber auch und vor allen Dingen die Art und Weise wie da gespielt wurde, hat einfach Spaß gemacht. Dabei meine ich nicht die Spielweise an sich, die war ja schon immer eher einfach und kraftvoll wie es das Klieschee will: Kick & Rush. Nicht unbedingt spannend, wie da ein Ball vors Tor gebracht wurde. Aber das Spiel wurde nicht durch andauerndes Fallenlassen und komische Fouls unterbrochen. Eine Schwalbe macht einfach keinen Sommer in englischen Stadien. Das gefiel mir insgesamt.

Was mir auf den Sack ging, waren die ständigen Zweite-Weltkriegs-Kompensierungen in den englischen Medien und natürlich musste man als Deutscher von mindestens 25 Menschen pro Besuch auf der Insel mit „Heil Hitler“ so voll total lustig begrüßt werden. Ich war es schließlich leid, mir nachzusagen zu lassen, wir wollten mit dem Panzer per Blitzkrieg auf das englische Tor zu fahren um dort kriegstechnisch aktiv zu werden.

Schließlich war es die WM 2006 („im eigenen Land“), die den Engländern endlich mal ein einigermaßen realistisches Bild auf das Land der Krauts ermöglichte und so kam es, dass mir ihm Rahmen eines Public Viewings in Frankfurt am Main ein englischer (selbstverständlich stockberunkener) Fan heulend im Arm lag und sich bei mir bedankte, dass wir hier doch alle so voll total nett und gastfreundlich wären („almost like Hippies“) und das Bier sei viel besser als auf der Insel und das schöne Wetter und die schönen Girls und weit und breit keine Panzer… das werde er zu Hause alles erzählen, schluchzte er, dann werde alles wieder gut werden. Ich war gerührt. 100 Jahre Coventry vs. Dresden waren vergeben. So einfach kann es sein.

 

Nun kann es natürlich passieren, dass der Torhüter der Engländer in die Verlegenheit kommt einen Ball, der auf das englische Tor zu steuert, diesen rechtzeitig vor der Torlinie mit einer Glanzparade vor dessen kompletten Überschreitung zu verhindern. Hahahaha! Sie müssen wahrscheinlich selbst lachen. Das geht ja gar nicht:  Ein englischer Torwart, der einen Ball fängt. Das ist ungefähr so absurd, wie eine englische Elf, die ein Elfmeterschießen gewinnt oder eine, die sich in wichtigen Spielen, zum Beispiel nach einem Rückstand, aufrafft und zum Zwecke des Sieges auftrumpft. Mal von dem 5:1 gegen Deutschland in der Qualifikation zur WM 2002 am 1. September 2001 in München abgesehen. Naja, in diesem September gingen ja noch ganz andere Sachen schief. Reden wir nicht mehr drüber. Aber die englischen Torhüter sind schon eine echt lustige Angelegenheit. Ich erinnere zu gerne an „Porno Earl„, der im Tor stand, als das schnellste Gegentor der WM-Qualifikationsgeschichte gegen San Marino fiel, nach immerhin 8 Sekunden und einem herrlichen Rückpass von Stuart Pearce. Im Rahmen dieser Tradition agierte auch Rob Green, der beim Einfangen des ersten Tores, statt des Balles, eher unglücklich, dafür aber lustig aussah.

 

Alles in allem waren die Engländer also heute wieder ganz sie selbst. Schubsten lustlos den Ball vor sicher her, setzten ihre jeweiligen Qualitäten, die sie in den Ligaspielen scheinbar besser abrufen können, als in der Nationalmannschaft, nur am Rande und leidenschaftslos ein. Wahrscheinlich haben sie sich auch gedacht, dass die Amys eh kein Fußball spielen können und weil man das Spiel ja quasi erfunden hat, ist die Sache ja gebongt. Schließlich ist man ja schonmal Weltmeister geworden, auch wenn man in diesem Finale nur 3 Tore geschossen hat, weil, das eine, das war ja keins. Es hat nur einen Fluch ausgelöst, der es der englischen Nationalmannschaft unmöglich macht bis zum Jahre 2066 ein entscheidendes Spiel zu gewinnen und wenn es mal eng wird, dann kommt die Hand Gottes ins Spiel.

 

Ich finde das schade, ich mag die Engländer und ich hätte mir mehr englische Fangesänge und weniger Uweseelers gewünscht und dass die Engländer die Amis mit 5:1 nach Hause schicken. Die Amis… verstehen Sie? Die USA soll von mir aus bis zum Ende aller Tage Basketballweltmeister sein oder was auch immer für eine Dominanz im American Football spielen, im Bseball von mir aus, sie können ja auch die nächsten 52 Weltmeister im 100m-Lauf stellen, aber ich möchte nicht, dass die USA Fußball-Weltmeister werden. Mit oder ohne Barrack Obama.

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Die Fußball-WM 2010 im Huckbook / Tag 1

Das erste Spiel, Südafrika vs. Mexiko, schaute ich mir auf der Geburtstagsfeier meines alten Freundes Boris Claudius Kaspar Kreisle Edler von Hellborn an. Boris Claudius Kaspar Kreisle Edler von Hellborn ist ganz anders als sein Name es uns weismachen will. Er hat drei kluge Töchter und eine Frau, die eine Saisonkarte für die Heimspiele des 1. FSV Mainz 05 besitzt. Boris Claudius Kaspar Kreisle Edler von Hellborn ist kein Fußballfan, aber ich habe an seinem Geburtstag schon viele Fußballspiele gesehen.

Um das Spiel angemessen betrachten zu können brachte ich, obwohl ich ja gegen das Beamen bin, meinen Beamer mit. Erfreulicherweise war das Wetter dann aber so supidupi, dass der Beamer versagte und so schaute ich mit 12 Erwachsenen, wovon 11 keine Fußballfans waren, 7 Kindern, wovon alle aktive Teilnehmer der Hooliganszene Rheinhessen sind. Fünf von ihnen verfügten über eine Vuvuzela : ( und beherrschten das Spiel auf ihr gar virtuos.

 

Das Gute war (und das meine ich jetzt tatsächlich ironisch), dass wir die Begegnung dann auf einem Apple MacbookPro mit 17″ (immerhin) Display schauten, das unseligerweise an eine Brachialstereoanage angeschlossen war, so dass man zwar fast nicht sah, dafür aber 52.000 Vuvuzelas in Orginallautstärke in den Schornsheimer Hinterhof transportiert wurden. Hier möchte ich dann noch an die fünf Vuvuzelas erinnern, die unaufhörlich in einem Tröte-Ohr-Abstand von 30cm meine Nerven an den Rand der Selbstentleibung infernierten.

 

Alle Anwesenden waren für Südafrika, weil, „die Afrikaner müssen unbedingt mal Weltmeister werden!“ und alle waren am Ende über das 1:1 enttäuschter als alle Südafrikaner zusammen.

Man darf mit 11 Desinteressierten und 7 Kindern, wovon 5 eine Vuvuzela besitzen, keine Fußballspiele schauen. Das zahlt sich einfach nicht aus. Und weil die Desinteressierten die Regierung stellten, wurde das Macbook durch ein iPod ersetzt. So gab es anschließend statt Uruguay vs. Frankreich dufte Musik und Tintenfische, „weil Fußball ja auch langweilig ist.“

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Die Fußball-WM 2010 im Huckbook / Tag -1

Die Katze von Anzing, wie sie nach dem batschnassen Leder von der einen in die andere Ecke sprang und im Laufe des Spiels die Farbe des Feldes annahm. Das sind meine ersten Erinnerungen an die Fußball-WM. Die Katze von Anzing heißt mit bürgerlichem Namen Josef Dieter Maier und war der Torwart der bundesdeutschen Nationalmannschaft. Im Vorfeld der Partie zwischen Deutschland und Polen regnete es in Frankfurt, wie es noch nie geregnet hat. Es mutet heute geradezu putzig an, wenn man sich die Bilder anschaut, wie Ordner, Polizei und Feuerwehr, zum Teil barfuß und mit großen Walzen ausgestattet, den See vom Spielfeld schoben. Beim letzten Zwischenrundenspiel der Gruppe B, in dem sowohl Polen als auch Deutschland jeweils 4:0 Punkte hatten, ging es schlicht und ergreifend darum, wer der Finalgegner der Niederländer im Finale am 7. Juli 1974 werden sollte. Mit 30-minütiger Verspätung pfiff schließlich der österreichische Schiedsrichter Erich Linemayr die Begenung an, die später als die »Wasserschlacht von Frankfurt« in die Geschichte eingehen sollte. Der Untergrund war so nass und morastig, dass der Ball nach einem Pass nicht noch einige Meter über den »Rasen« rollte, sondern bei der ersten Berührung mit dem Grün sofort liegen blieb. Alles sah reichlich ungelenk und albern aus. Die Polen, die damals mit dem großartigen Grzegorz Lato einen der besten Spieler Europas in ihren Reihen hatten, wären spieltechnisch der deutschen Mannschaft sicher überlegen gewesen, aber »Football is a simple game: 22 men chase a ball for 90 minutes and at the end, the Germans win«, wie Gary Lineker später einmal treffend anmerken sollte. Ich war sofort begeistert von dem was ich da sah. Und als schließlich die zuvor der DDR unterlegene BRD im Finale die Niederländer mit 2:1 bezwang, da war kein Halten mehr und alle flippten aus.

 

Meine Freude am Fußball war geweckt und als dann 1978 die deutsche Mannschaft sich mit zwei Unentschieden gegen Polen und Tunesien, sowie einem 6:0 gegen Mexico einigermaßen – naja – in die 2. Finalrunde mogelte, wo sie dann auch gegen Italien und die Niederlande keinen Sieg einfahren konnte, waren wir schon  wieder auf dem Boden der Tatsachen angelangt, als wir ahnungslos zum Sommeranfang im Juni 1978 in den Urlaub nach St. Ullrich am Pillersee/Österreich fuhren.

Zum ersten Mal wurde mir am 21. Juni 1978 klar, dass es sich bei einer Fußball-WM nicht einfach um ein paar Fußballspiele zwischen zwei Mannschaften geht, sondern um Politik und chauvinistisches Geplänkel sowie um Adolf Hitler. Während die Anhänger der Nationalmannschaften unserer Nachbarländer oft und aus u. a. diesen Gründen von wenig Liebe zu den Deutschen beseelt waren, waren die Österreicher schier außer Rand und Band. Selbst unsere liebevollen Pensionswirte Kreszenz und Johann waren angespannt wie nie. Ein mir bis dato völlig unbekannter Karl-Heinz Rummenigge schoss Deutschland schnell in Führung, während der Hans-Hubert Vogts in der 59. mit dem ersten Eigentor eines deutschen Spielers bei einer WM ausglich. Es ging ein bißchen hin und her, die Österreicher waren aufgrund ihres Punkteverhältnisses ohnehin schon ausgeschieden, aber es lag eine ungeheuere Spannung in der Luft. Die Österreicher wollten unbedingt gewinnen. Die Gäste im Frühstücksraum des Hauses Kornfeld in St. Ullrich am Pillersee schwitzten und zappelten aufgeregt auf ihren Stühlen umher, bis dann in der 88. Minute etwas Eigenartiges geschah. Hans Krankl nämlich schob zum 3:2 ein und unter den komplett zurückhaltenden ca. 80 Jahre alten Pensionswirten brach ein Inferno aus. Als wir anschließend einen Gasthof aufsuchten, war dort die Stimmung eigenartig und voller Häme. Meine Eltern interessierten sich weder für Fußball, noch für ein deutsches Wesen und hatten auch keinerlei chauvinistische Tendenzen, aber wir wurden ausgelacht, angepöbelt und verhöhnt. Die Schmach von Cordoba hatte uns ereilt. Die ganzen Umstände fand ich damals doof. Dass die WM in einem Land stattfand, das damals von einer korrupten Dikatur unterdrückt wurde, war mir nicht klar und dass ein gewisser Diego Armando Maradona nicht für Argentinien spielen durfte, weil der Trainer César Luis Menotti glaubte, er würde dem Druck nicht standhalten, die bei dieser WM im eigenen Land auf der Mannschaft lastete. Und tatsächlich wäre alles andere als ein Sieg der Argentinier nicht denkbar und von der Regierung auch nicht eingeplant.

 

Seither war ich immer Fan der deutschen Nationalmannschaft. Ich weiss nicht warum das so ist und auch wenn meine Juso-Freunde und die Punks aus meinem Umfeld allenfalls für Algerien oder Albanien waren, ließ ich den Spott über mich ergehen und jubelte für die deutschen Grottenkicker. Sprang 1980 noch ein Europameisterschaftstitel heraus, so spielten die Deutschen bis zur WM 1990 den von Gary Lineker angemahnten Fußball. Sie spielten schlecht, gewannen und zogen 1982 und 1986 ins WM-Finale ein, wo sie jeweils gegen Italien und Argentinien verloren. Erst 1994 und den folgenden Jahren war ich über das jeweils relativ frühe Ausscheiden eher froh, weil es ja alles nicht mehr anzuschauen war. Zur Europameisterschaft 1992 war ich für Dänemark, was sich aber auch irgendwie als ein Fehler herausstellte, weil das ja dann auch nicht witzig ist, wenn ein paar Typen, die den ganzen Tag Pommes Frittes essen und Bier saufen am Ende die Meisterschaft gewinnen. Eigentlich ist sowas ja schon doch witzig, aber halt nur für die Dänen und fast alle anderen Menschen in Europa.

 

Dass ich für die deutsche Mannschaft bin, liegt beileibe nicht an meiner intensiven Liebe für das Land in dem ich lebe. Nationalistische Affinitäten sind mir fremd und ich lehne sie ab. Das Faible für Schweinsteiger und seine Kumpels ist in etwa so wie das „für einen Club sein“. Der schwarz-rot-gelbe Lappen, den die Leute schwingen sind die Farben dieser Mannschaft. Das klingt naiv, ist aber auch der Tatsache geschuldet, dass mir das überzogene Wähnen von Nazis in jedem kleinen unsicheren Moment deswegen auf den Sack geht, weil ich glaube, dass das eine Desensibilisierung für tatsächliche nationalistische Sachverhalte zur Folge haben könnte. Ich bin nicht für einen neuen Patriotismus, so etwas ist mir auch zuwider und ich kann damit nichts anfangen, aber an einer jubelnde Menge Leute, die sich einfach freuen, dass ihre Mannschaft gewonnen hat, kann ich nicht viel aussetzen. Was nicht heißt, dass die jubelnde Menge dabei anderen Menschen mit ihrem Überschwang auf die Nerven geht.

 

Deshalb werde ich, wenn auch skeptisch über die abrufbare Leistung und das Können der Jungs, wieder für Deutschland sein und ich werde alles besser wissen und der Jogi hat doch ebenso keine Ahnung wie der Schiedsrichter (Telefon!) da drüben. Ich hätte den Kevin Kurányi mitgenommen und finde den Ausfall von Michael Ballack nur halb so wild und ich will auch keine blöden Sprüche hören wenn Kevin-Prince Boateng dann gegen »uns« aufläuft, weil, er hat’s bestimmt nicht so gemeint (Sie wissen schon). Und wenn Deutschland nicht Weltmeister wird, dann soll’s eine Mannschaft aus Afrika sein. Aber dafür bin ich ja mindestens schon seit den Zeiten, als noch der damals 38-jährige Greis Roger Milla die Eckfahnen betanzt hat.

 

 

 

Foto von agnieszka / photocase.com

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Mal sehn

Peperoni zum Frühstück! Ich bin mir sicher das ist in Mexico und Ungarn gang und gäbe. Da kukkt niemand komisch drein, wenn man sich die köstlichen kleinen Fonzies vor 9:00 Uhr in den Rachen schiebt, aber hier heißt’s dann gleich wieder: "Der will doch nur auf sich aufmerksam machen, der glaubt doch, der sei was besonderes!"
Hier, ich glaube das nicht, ich weiß es.

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Hausboot

Muss ich jetzt schnell… nein nicht schnell… ich muss es intensiv und mit gutem Gefühl tun, nämlich einen Text über Hausboote schreiben und dann was übers Beamen und, dass ich dagegen bin, dass sich Hinz & Kunz überall hin beamen können. Es ist meine Pflicht dies zu tun. Alles. Gähn!