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tingel tangel bob in der ddr

heute vor sechzehn jahren saß ich bei einem verrückten in dessen souterrain-wohnung, als ein junger mann hereinkam, der in der einen hand zwei flaschen beck?s bier und in der anderen einen ring fleischwurst hielt. er schrie wie am spieß, denn die mauer war im begriff nach 28 jahren wieder abzukommen. ick hab erlebt wie?se jebaut wurde und jetzt… erleb ick wie?se wieder abkommt. da mussten wir alle weinen und kramten in unseren komoden nach deutschlandfahnen, doch vergebens. wir waren einfach keine nationalisten, da konnte die mauer fallen so tief sie will, wir waren nationalistische micky mäuse und besaßen alles, aber keine deutschlandfahne. einige besaßen eine bierfahne, das war?s dann aber auch. trotzdem waren wir alle sehr aufgeregt und träumten diesen und noch drei weitere tage von einem sozialistischen staat mit ? achtung und jetzt kommts ? menschlichem antlitz. buuaaaaahahahah. wie lustig. wir hatten glaube ich alle unsere schnapsfahnen straff im winde stehen. zunächst jedoch saßen neun mit ach und krach erwachsene männer vor einem 14 zoll fernseher und unterdrückten das pippi in ihren äuglein. beinahe wären wir noch in dieser nacht nach berlin gefahren. und anfänglich hatten wir sogar das problem alle neun leute im r4 des eingangs erwähnten mannes mit dem fleischwurstkringel unterzubringen, aber nach und nach sprangen die schlappschwänzigen halbwüchsigen ab bis nur noch der fleischwurstmann und ich übrig blieben. wir waren dann auch schon auf dem weg nach hause um wenigstens unsere reisepässe aus den deutschlandfahnen abstinenten komoden zu pflücken, da hielt der fleischwurstmann plötzlich inne und sprach: „wir können ja gar nicht nach berlin fahren, ich habe doch meiner mutter versprochen, ihr morgen eine kiste wasser zu kaufen.“
auch nach jahren noch eine beispiellose entgleisung menschlicher nächstenliebe und für mich unbegreiflich. meine mutter hätte sich sicher einige tage des köstlichen kranheimer hells bedient, angesichts dieser historischen dimensionen, doch weder der fleischwurstmann, noch seine mutter ahnten von den blühenden landschaften, die sich in jener nacht meuchlings über die ddr hermachten. so blieben wir wo wir waren – in der heimat des internationalen saftsacktums. zum glück verlor dieser mann einige jahre später gegen den großen badmintoncracknigger bull bulla mehrere hundert mark bei einem duell der ungleichen. har har har. wenigstens das ist mir geblieben. das mit dem mauerfall war ja ein reinfall.

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