Artikel
0 Kommentare

DER SAURE APFEL

bei uns um die ecke gibts die bäckerei damm, die machen da leckere
stückchen und die haben auch ganz okaye belegte brötchen, doch der
allergrößte teil der frauen, die dort arbeiten gehören zu dem
unfreundlichsten was deutschlands dienstleistungswüste aufzubieten hat
und dies (das weiß ein jeder) hat schon was zu bedeuten. in jeder
dienstleistungswüstenralley wären sie der ersten im ziel. grandioses
unfreundlichsein. dorthin bin ich die ersten monate tag für tag hin und
habe mir die hängenden mundwinkel, das undeutliche gemurmel und die
unfähigkeit auch nur eine winzige sonderleistung zu bringen angetan,
bis ich eines tages entschloss mich dieser unsäglichkeit zu entziehen.
ich sprengte die fesseln, wollte frei sein, mich nicht weiter
unterjochen lassen. ich tat dies auch kund, analog entfuhr mir noch
allerlei unflat, schließlich machte ich mich dort unmöglich. seit dem,
mache ich einen großen bockigen bogen um diese bäckerei. und was machen
sich nun die backwarenverkäuferinnen daraus? nichts. es ist ihnen egal.
auf meinem weg zur bank oder nach hause oder so fahre ich oft an der
bäckerei vorbei und schaue hinein. dann stehen die bäckersfrauen dort
und starren mit unbewegtem gesicht ins leere. dann weiss ich, es ist
ihnen einfach egal ob ich komme und kaufe oder nicht. es kommen halt
auch andere (sogar das hinterhätige pack in unserem büro, dass sich
natürlich von meiner politik nicht im geringsten beindrucken lässt).
und ich, ich muss umwege fahren und obendrein muss ich auf die
köstlichen persipanstangen verzichten. was habe ich also nun gewonnen? was hat’s gebracht?
und
nun also steht der herr makler da. ein eigentlich ganz freundlicher
herr, der uns aber mit fadenscheinigen versprechungen in die falle
gelockt hat und als uns schon das sputum aus den mundwinkeln getropft
ist, ob der neuen räumlichkeiten, da schnappte die falle zu  und dann
haben wir gesagt, das machen wir nicht. das lassen wir uns nicht
gefallen. dem zeigen wir’s. har har har haben wir gesagt. und dann
haben wir gedacht, scheisse… wie war noch mal die bäckergeschichte?
und dann haben wir uns angeschaut und in die arme genommen und uns
gedrückt und geweint haben wir und geärgert haben wir uns und gefreut
haben wir uns irgendwie auch und dann haben wir
aaaaaaaaaahahahahaahaaahhhhhhh gesagt und nun werden wir dem, aufgrund
seines berufes, bösen mann, das lösegeld zahlen und das ganze schnell
vergessen. und dann werden wir uns wieder in die arme nehmen und
weinen und stirnrunzelfaktorentechnisch mehrere tzunamis erzeugen
und… ach gott ach gott… dann wird der verdrängungsprozess einsetzen
und dann werden wir an die arbeit gehen und teppiche verlegen und wände
streichen, arbeitstische bauen, strippen verlegen, telefone und
internetanschlüsse ummelden. dann werden wir diesen tag vergessen haben
und eines abends sitzen wir alle an unserem neuen kamin und braten
meinetwegen marshmellows und dann sagen wir: har har har har har uns
doch egal.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.