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BRÜCKENTAGSLÄHMUNGSGEDÖNS

wir, die wir ja von unseren freunden aus diesem verwunschenen städtchen bei stuttgart gerne als unseriöse firma bezeichnet werden, nehmen uns manchmal die freiheit heraus brückentage einzubauen. unsere mitarbeiter bekommen dann einen urlaubstag geschenkt und wir alle haben das gefühl von vier tagen ferienüberschwang. natürlich ist so ein verhalten nicht nur höchst unseriös, sondern es gilt auch in der szene als naiv und uncool. gerade hier in wiesbaden, wo man gerne ganzheitliche kommunikationsstrategien entwirft, statt kunden und mitarbeiter zu einer kreativen gemeinschaft gleichsam respektvoll und antreibend in einklang zu bringen. es ist so eine sache sich im sumpf der unternehmensgewöhnlichkeiten zu behaupten. na wie dem auch sei. natürlich liegt hier ein berg arbeit. konzepte wollen erdacht und geschrieben werden, meetings vorbereitet, kundentermine geplant, layouts gestaltet und meine besonders in der ersten phase irrsinnig verwurschtelten texte muss ich noch bügeln. ich bin aber wie gelähmt. also twittere ich erstmal, koche mir dann tee, schau dem heeschen bei seinem unsinnigen dasein zu, schaue die simpsons, gehe mal raus und dann wieder rein, nochmal twittern, mal kukken was ipotega geschrieben hat (ach so, kenn ich ja schon). das ganze ist ja noch nicht mal originell oder irgendwie… ich könnte mal versuchen ascii-bildchen hier reinzubasteln, das funktioniert aber nur mit schriften mit einer festen laufweite. wir sollten unseren blog mal auf courier umstellen. nein, lieber doch nicht. immer wenn ich darüber nachdenke, was ich hier mal schreiben könnte… also mal unter uns, das ist für die katz. ins netz zu kritzeln meine ich. wenn ich jetzt wenigstens mal ein thema hätte, ja dann. über supermärkte wollte ich mal berichten, aber wann komme ich denn schon mal in einen supermarkt? ich kann doch nicht ewig vom rewe im westcenter und vom tegut in schierstein berichten. oder zum beispiel die drei kleinen schweichen in der hit’schen wurstabteilung, was gehen die mir auf den sack. immer schlecht gelaunt kukken sie stets an die decke und stöhnen und ächzen bei jeder bestellung. darüber könnte ich berichten, aber halt auch nur 7-8mal. und dann? über mitsubishi lancer kann und will ich nicht berichten. das auto fährt, eine liebeshochzeit war es nicht. ich könnte über mein privatleben berichten… ach das mach ich ja schon. naja. über thomas gottschalk und wie ich ihn verachte. über henryk m. broder und wie ich ihn verachte. über kai diekmann und wie ich ihn verachte. aber ich kann die ja alle nur einmal verachten und ich möchte auch nicht manisch rüberkommen. wie sieht denn das aus, wenn ich dauernd über solche leute schreiben würde?! über gute ernährung, übers kochen könnte ich berichten, jedoch schauen sie mich doch mal an. der bock zum gärtner. nichts da. übers heeschen zu berichten, doch das wäre dem katzencontent doch schon sehr nahe. man würde mich in einer abgrundtiefität verachten, dass es nur so kracht.
ach und dann muss man ja auch immer gut gelaunt rüberkommen, sonst laufen einem ja die kunden weg. man ist ja schließlich ein siegertyp.
politik läge mir am herzen, doch was glauben sie denn, was ich glaube, wer ich bin? wenn ich peter scholl-latour wäre oder wenigtens julian nida-rümelin, dann könnte ich darüber in vorzüglicher form eine dicke lippe riskieren, aber das möchte ich mir nicht zumuten und anderswelchen auch nicht. obwohl ich von politik voll den plan habe, ich tue ja hier nur so dümmlich, was sympathischer wirkt. hoffe ich. wirkt doch symphatisch oder? neulich bei der komischen AAA-veranstaltung (jetzt hätte ich beinahe kosmischen geschrieben) verirrte sich ein pärchen zu uns, das, so sagte man uns, sei total VERSTÖRT wieder aus unserer flips- und eierlikörausstellung heraus getorkelt. doch wie kann das sein? man hätte ja besoffen heraus kommen können oder mit trockenem mund von den vielen flips oder gelangweilt, das hätte ich ja verstanden. man hätte schläfrig angeödet, über das wir da geboten haben, heraus kommen können, aber doch nicht verstört. der weibliche part des pärchens, arbeitet in einer werbeagentur in wiesbaden, ich habe namen und adresse der agentur vorliegen und ich werde diese woche mal dort anrufen und die beiden bitten mir ihre gefühlswallungen nochmal genau zu schildern und ob es sich bei dem empfundenen gefühl tatsächlich um verstörung gehandelt hat. vielleicht laden wir das nächste mal die menschheit dazu ein, uns beim arbeiten zuzuschauen. wie wir da sitzen und unsere jeweilgen aufgabengebiete meistern und zwar meisterlich meistern. nicht so hingewichst und lustlos und voller phrasen im kopf, sondern richtig schuftend. noch abends, wenn die sonne längst im bett liegt, da bringen wir leistung und machen uns für den kunden und die welt da draussen echt richtig viel arbeit. das macht man ja heutzutage schon auch öfter, das muss ich wohl eingestehen, aber man macht das nicht so wie wir. wir gehen mit unseren kunden ins bett, wenn sie verstehen was ich meine und wir essen mit ihnen zu abend und wir bieten ihnen plätzchen und wurstbonbons an. von kommunikationsstrategien keine spur. ach, was solls – ich lege mich jetzt mal schlafen. morgen früh um 7:20 uhr schellt der wecker und dann stehe ich, für einen digitalen bohémian unentsprechend sehr, sehr früh auf. das darf man bei all der unkerei nicht vergessen. und twittern muss ich das auch noch, das braucht seine zeit. gute nacht.

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