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ICH DER GREIS

ich muss dauernd an den tennisspieler miroslav mecir, genannt „die katze“, denken. er hat meine juchend schwer geprägt. ein leben ohne miroslav mecir, konnte ich mir lange jahre nicht vorstellen. heute kann ich mir so gut wie alles vorstellen.
morgen, also heute, kommt wieder so ein junges ding und stellt sich bei uns vor. wir gewähren praktikantentum. gewähren, weil wir ja unsere praktikanten geradezu absurd unausbeuterisch behandeln. bei uns kann man noch was lernen. einen kopierer in dem sinne haben wir ohnehin nicht. was kann also schief gehen?! ich bin sehr gespannt. in meiner eigenschaft als beäugender chef, von der finnin unterstützt, weiss ich oft gar nicht was ich die jungen menschen mal fragen könnte. sie wirken oft so orientierungslos, dann doch so aufbruchslustig, aber auch zerfahren, ängstlich, arrogant, fordernd, teilnahmslos, glücklich, ahnungslos, bereit, bockig und frömmelnd zugleich. und wir sind nicht jung von matt, denke ich mir. ob denen das hier was bringt? wir sind ja höchstens jung und matt und jung sind wir auch nicht. ich jedenfalls nicht mehr, im klassischen sinne. die finnin ist noch ein bißchen jung, der schlozz, der kapellemeister schon noch jung. r.k. ein bißchen jung mit einer gewissen vergreisung im handlungsbereich und frau glück ist uralt. steinalt, wie ich. frau glück und ich, wir sind richtig alte menschen. wir machen aber einen auf jung. ich trage ja meistens schuhe der marke vans oder converse. das hält jung. zudem bin ich in vielen dingen relativ unfertig und habe geradezu kindlische bedürfnisse. aber ein alter sack ich bin indeed. ich war ja schon von geburt an eher ein greis. ein greises kind. ich habe meine eltern oft die welt erklärt und meine eltern haben schwer in sich hinein gestaunt. später in der schule, ich konnte schon lesen bevor ich eingeschult wurde, las ich der klasse das buch „bert und die dohle“ vor. ein buch, an dessen ende man weinen kann, wenn man will. als ich das buch zu ende gelesen habe, setzt ich mich wortlos in die zweite reihe, verzichtete fortan auf jegliche demonstration meiner weisheiten und schlief ein.

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