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Tatort

Also ich weiss ja nicht… die total crazy, moderne Web Zweikommanull-Gemeinde sitzt jeden Sonntagabend vor dem Fernseher und schaut Tatort. Meistens meckert die Gemeinde über das Geschehen und jeden Sonntag das gleiche. Murmeltiertatorttag.

Aber mal was ganz anderes. Was ist eigentlich Spießertum? Dass man hässliche Anzüge trägt und auf Hofknickse steht oder das Wiederholen unsinniger Riten? Das setzt sich durch. Selbstverschuldete Jammerarien bis in die Niederungen der Bohéme. Wie soll man da einen angeschlagenen Autohersteller sanieren? Wie siehts aus mit dem Verständnis für Solidarität? Warum hat kann die SPD nicht ihre besten Leute an die Spitze stellen (Falls sie überhaupt welche hat)? Warum läuft so ein Schrott im Fernsehen? Wieso liegt hier Stroh rum? Wir sind eine arme Sau, weil wir Möglichkeiten haben, noch und nöcher, und sie nicht nutzen. Ich nenns jetzt mal „die Gesellschaft“. Die Gesellschaft ist wie das Kind einer Adelsfamilie, die eine Menge Geld auf der Kante hat. Die Mutter ist schwindsüchtig und der Vater hat sich die Syphilis im Puff geholt, das Koks hat ihn schwachsinnig gemacht. Und dann der Krieg, ach Du liebes Lieschen, das war hart. Aber man ist lebendig und wohlhabend daraus hervorgegangen. Das Kind müsste also nur noch zugreifen. Den Hof bestellen, die Pferde tränken, die Buchsbäume schneiden, den Gärtner bezahlen, aber es sitzt heulend auf der Bettkante und beweint sein Unglück, die Vergangenheit und die Angst vor der Zukunft. So bleibt es dann da sitzen, bis sich der Vormund alles unter den Nagel gerissen hat. Der blöde Depp, der an allem Schuld ist. Schließlich schaut es aus seiner Kemenate auf das entblühte Land, wo ganz hinten noch ein paar Schornsteine rauchen und weiter vorne die Aasgeier die Gleisanlagen abbauen. Und dann kommt dem Kind, das ja in Wirklichkeit die jammernde Gesellschaft ist, noch nicht mal in den Sinn, dass es ja nur aufstehen muss und handeln. Aber, ach. Kopfweh. Es ist der Krach der Demontage, der wie die Frühlingsvöglein durch Fenster kreischt, es ist die Sonne die herrlich funkelnd vom Himmel als auschließliches Blendwerk verstanden werden will. Es ist der laue Frühlingswind, der ach so gegenwindig noch jede Freude und die Frisur fortbläst. All das Gejammer.

Das müsst Ihr lassen, das kann ich nur jeden Tag predigen in meiner Zelle Firma. In meiner Zelle Freundeskreis und hier im… ach es ist ja gar kein Blöggchen, es ist nur Reingeschreibe.
Das wäre jetzt mein Wunsch an diesem vom Frühlingsanfang geküssten Montag im Jahre 2009.
Steht auf wenn Ihr Gehirne habt. ♬ ♪

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Welttag der Poesie

Viele kennen Poesie ja nur aus dem Poesiealbum und das ist lang her und war damals so mittelpeinlich bis hh hh h (http://12seconds.tv/channel/stijlroyal/7371). Der Welttag der Poesie war gestern, weshalb ich heute drüber schreibe, gestern aber schon angefangen habe, jedoch nicht möchte, dass ich hinter dem gut geschriebenen Wiesbadendissliebhabtext des großen @kcpr stehe und deshalb das Datum dieses Blogeintrages auf den 22.03. vordatiert habe, was ja so auch nicht verkehrt ist, da ich außer dem Satz „Viele kennen Poesie ja nur aus dem Poesiealbum und das ist lang her und war damals so mittelpeinlich bis hh hh h (http://12seconds.tv/channel/stijlroyal/7371).“ nichts am 21.03 geschrieben habe und also dieser Eintrag mit Fug und Recht auf den 22. März datiert werden kann. Amen.

Am Weltentag der Poesie hätte ich natürlich reagieren müssen. Was mach ich denn nur? Vielleicht so:

O holder Lüftlein prang Geprung
Was geht mir mondengleich die Feder,
wie hüldengleich in voller Form
um schließlich um die eig´ne Achse
dem Kreisel gleich nach Haus zu gehn.

Hier vermisst man den Reim, aber der muss ja auch nicht. Hier vermisst man wahrscheinlich noch was ganz anderes, aber das kann ich ja nicht wissen, ich bin ja weder Reimer noch Dichter. Mir reichen ja 140 Zeichen, wo ich doch früher noch dachte, 160 wären schon zu wenig. Aber: als ich dann twitterte, da ist folgendes passiert: mein Gehirn schrumpfte auf die Größe einer Praline. Manchmal denke ich, ich kann gar nicht mehr in diesen Strukturen denken, die länger angelegt sind. Ist dies das Ende der Konzentration? Schreib ich nur noch Poesie und aus dem Herzerl heraus in diese Welt? Wird dann alles gut und reicht das dann für die Welt? Es ist nur ein Gefühl. Als ich bei der letztjährigen Bachmannpreis-Verleihung in der Kategorie Zuschauerpreis meiner Erfreuung über den Beitrag des Tilman Rammstedt Ausdruck geben und für ihn abstimmen wollte, da musste ich doch tatächlich (auf einer entsprechenden Seite auf 3Sat.de) nicht nur ein Häkchen bei Herrn Rammstedt setzen, ich musste, und hier setzt bei mir der Verstand aus, meine Wahl auch noch begründen. Ich wusste nicht, was ich schreiben sollte. Also, ich habe es gefühlt, gewusst irgendwie auch, aber ich dachte, wenn du jetzt was blödes schreibst, so in diesem Ironieduktus, in dieser dir eigenen Albernheit, dann lassen die das vielleicht nicht gelten. Aber so ein gestelzter Scheiß kam nicht in Frage, also schrieb ich irgendwas in 140 Zeichen oder so, knapp halt, und schickte irgendein Gestammel ab. Keine Ahnung was daraus wurde, aber Rammstedt hat den Zuschauerpreis gewonnen.

Es stellt sich nicht mehr die Frage nach dem Sinn von allem. Es ist gewissermaßen egal. Wir sind mittendrin, im irgendwas. Das ist schon der Sinn und mehr gibts nicht zu holen. Einfach wimmeln. Wenn es keine Poesie mehr gibt, dann gibt es vielleicht Urwald oder Straßenschluchten in der Pantone®-Farbe 411. Dann hat einfach niemand mehr schreiben wollen. Da braucht man sich dann aber auch nicht zu beklagen. Soweit ist es jedoch noch lange nicht. Die Menschen poetisieren sich um Kopf und Kragen. Geek-Authisten, Selbstgesprächler, Rotzbengel, Werbetexter, Blogger, Microblogger, Poeten dieser Welt. Kauft Euch ein Eis, lasst es ein bißchen weich werden, dann schmeckt es besser und schreibt einfach weiter. Es ist schon alles richtig, so wie es ist.

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Das bin ich mal wieder

Ich häng in Twitter rum. So wie damals die Bekloppten im IRC, Compuserve-Chat oder Second Life. Spastisch aus der Wäsche kukken im Web 2.0 und dann kukk ich noch Germanys Next Topmodel und ein Kaninchen tanzt mir auf der Nase rum. Das hört sich nicht unbedingt nach Boheme an. Aber nach was dann? Der Groszkotz hat heute gesagt, er träfe draußen auf der Gasse immer wieder diese normalen Menschen und die sagen dann so normale Sachen, aber, so sagt er, das höre sich so immer so falsch an, da habe man auch keine Orientierung. Das kann ich nachvollziehen. So viel kann ich noch nachvollziehen, normal bin ich wohl nicht und da soll keineswegs kokett sein. Ich weiss es nicht anders. Ich bin irgendwie von Komischheit durchdrungen. Es fällt mir sogar selbst auf. Den ganzen Tag komisch zu sein, fällt irgendwann auf. Zwischen diesen Anwandlungen arbeite ich ca. 12 Stunden am Tag für Royalkomm und Stijlroyal. Ich unterhalte die Finnin mit Aufmerksamkeiten und Schmonz. Manchmal fahre ich Auto. Wenn ich alleine in der Karre sitzen, empfinde ich Glücklichkeit. Dann singe ich Songs, deren Texte ich nicht im geringsten kenne. Laut. Dann fahre ich rüber nach Mainz, abends geht dort ganz exklusiv die Sonne unter, in dieser komischen Stadt. Sonst sitze ich hier zuhause oder im Büro und denke nach. Wie kann man es machen, dass es noch lange so knackt wie jetzt? Ich schaue mir Wohnungen in Berlin an, für unser Berlin-Projekt. Ich frage mich ob Friedenau wirklich irgendwas bedeutet oder ob es der Osten sein muss oder doch wieder Kreuzberg, meine alte Liebe. Draussen auf dem Balkon sitzen, MBP auf dem Tischchen und tippen. Draussen läuft die berlinerisch gekleidete Generation Umhängetasche vorbei und wähnt sich lässig in der Gestaltung des fremdbestimmten Lebens. Von hier oben sieht das putzig aus. Der letzte Schrei wohnt in einer WG mit Klo auf dem Gang, in echt sieht das scheiße aus, die ganze Zeit und nachts arbeiten, aber sich das Leben nicht leisten können. Ich hoffe die Generation Umhängetasche ist noch jung. Wenn Du 30 bist, verliert das an Würde so zu leben und da gehts nicht ums Geld allein. Können Sie mir folgen? Eben noch bei Twitter und nun schon wieder Kulturpessimismus pure. Ach ich kann nicht anders. Wenn ich hier reinschreibe, also mehr also 5, 6 Zeilen, dann springt das. Es ist nur ein Gedanke. Der erste Gedanke war Twitter, das hat seine Gründe zur Zeit. Zum Beispiel hat @mspro hier ein Gedanke aufgeschrieben. Kulturpessimismus warf man ihm vor, er verwehrte sich dagegen. Aber was soll das Gerede vom Ende von Twitter? Das Ende von was wäre das? Ich bin ja nun kein Early Adopter, habe am 18. März 2008 das Twittern aufgenommen und verirrte mich in Follower und 140 Zeichen. Ich habe da gesessen und auf englisch getwittert und kam mir blöd vor. Dann schrieb ich tatsächlich, was ich gerade mache. Irgendwann hatte ich Twitterkumpels. Twitter ist ein offensives Panoptikum und Bühne, dieses Prinzip bleibt. In irgendeiner Form, aber es bleibt.

Big Brother war so ein Format, da hat ein TV-Sender für sich interessante Charaktere mittels Schnitt und tendenziöser Berichterstattung so in Szene gesetzt, wie es für Quote sinnvoll war. Bei Twitter geht das nicht. Jeder regiert sich selbst und doch wieder nicht. Wie sich Eitelkeiten und Unterficktheit, fahle Arroganz und Clownsfrühstück die Klinke in die Hand geben, ist zur Zeit die unterhaltsamste Form von Kommunikation, abseits der direkten, mit echten Menschen, zur gleichen Zeit, im gleichen analogen Raum. Und um ehrlich zu sein, das hatte die letzte Zeit auch seine Längen. Das Leben findet kommod im Internet statt. Man muss nicht reisen. Man kann sich reindenken und doch habe ich noch das Gefühl dafür, dass das zu wenig wäre und irgendwie auch krank. Man will kein Mitleid ernsten auf dem mühsam bestellten Acker der Sozialkontakte. Man muss irgendwie ein Gefühl für Realität, Würde und Selbstironie erhalten, sonst geht es nicht. Auf Twitter Leute kennenlernen ist so eine Sache, die ist gut. Die ist nicht so kontakbörsenesque, nicht so heischerisch, so zwingend. Sie ergibt sich. Wenn es Menschen gelingt, gut gemacht Welten zu erschaffen, die sie entweder inszenieren oder leben, dann will ich da mehr wissen. Dann ist es auch ein bißchen Verantwortung, nichts dramatisches, aber dennoch eine Ansage. Man freundelt, meinetwegen kumpelt man auch, daher ist das be- und entkumpeln manchmal auch ein Wehmutstropfen in den Tümpel heimeliger, aber vermeindlicher Gemeinsamkeit. Die hysterischen Schreie derer, die dann empört skandieren Twitter sei doch nur Spaß, haben mögicherweise auch sonst im Leben keine besondere Haftung an irgendwas und irgendwem. Ein bißchen Haftung ist jedoch nicht verkehrt. Wenn man was will voneinander, wenn man partizipieren kann voneinander. Dann freue ich mich auf ein Treffen in diesem echten Leben. Zum Beispiel mal auf Twitterlesungen mit den Leuten da einen oder 20 Whisky/Cola zu trinken. Freundschaften knüpfen ist oft nur ein kleiner Schritt. Ich kenne mich nur ein bißchen aus mit Freundschaften im Jahre 2009. Freundschaften waren früher ein Zeitding. Lange Zeit gemeinsam gehen war Freundschaft, manchmal auch Liebe. Heute könnte das anders sein. Das Eis ist aber auch dünner geworden. Man muss es können und abkönnen. Wenn mir Menschen in echt was vortanzen mit Ihren Täschchen und skurrilen Erscheinungen, mit ihren ordniären Geländefahrzeugen wo gar kein Gelände ist und ihrer hässlichen Haut, den Blick nicht standhalten könnend, halt Leben, dann ist das nicht immer besser, als wenn es gilt im Internet die pure Gedankenwelt aufzubauen und dann zu entscheiden. Selten will ich Hüllen haben. Es sollen Kerle sein und Weiber, die ihre Schnute öffnen können und wo kein brisanter Müll herauspurzelt, sondern Inhalt, Witzigkeit, Wortwitz und konservierte Kindlichkeit, Bildung auch, was verstehen von der Kunst und vom Sein. Das kann ich checken, in den vielen Momenten aus 140 Zeichen und ich kann mir die Brut zusammensuchen und ich muss ihr nicht laufend zuhören, weil sie ja auch ihre Schwächen und ihre lauen Momente hat. Das kann ich machen, weil wir d´Accord sind, weil wir wissen, dass wir nicht ständig aufmerksam und gebannt vor der Zeitleiste sitzen und weil es kein Chat und kein Telefonat ist, weil Fragen nicht direkt gestellt, sondern an die Allgemeinheit gerichtet werden. Manchmal hört einfach niemand zu. Manchmal ist auch einfach nicht interessant, was man da selbst schreibt. So ist es auch Kommunikation, wenn man nicht immer einen Backchannel einfordert. Und es ist eine Welt, die zwar nicht die Probleme löst, aber man kann sie wunderbar formuliert der ganzen Welt zur Verfügung stellen und sich so ein Googleleben lang zum Affen machen

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Nicht die Bohne

Frau Puppe wollte einen Kaffee, hier zunächst die Bohne.
Ich würde meine Mitmenschen, also die, die mit mir Mensch sein dürfen, die würde ich kaputt ritualisieren mit meinen Anwandlungen. Die Finnin jedoch mit ihrer Foltermethode, Dinge nie zweimal am gleichen Ort zu verstauen…

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Stattdessen

Mit diesem Abild eines angebratenen Menschengehirns möchte ich auf den Missstand des Milchmangels in unserem Haushalt hinweisen und zugleich deutlich machen, dass mich morgens alldieweil eine gewisse Morgenübelkeit umwebt. Doch nun steht ein Kacper vor der Tür. Wollemern roilosse?

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Sicher Digger

Seid Ihr down? In dem Lied, das mich heute morgen zum schunkeln bringt, gehts glaube ich um @kcpr. So genau kann man das bei dem Genuschel aber nicht ausmachen. Heute spielen wir Frühling. Schon mit der Finnin so vereinbart. Egal was kommt. Früüühlingsbruch jetzt!

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Und das kam so…

Eines Tages, ich schrieb seit Jahren ein albernes Tagebuch auf totes Gebäum und später zu Beginn des Computerzeitalters in meinen Computer hinein, dachte ich im Jahre 2002 plötzlich, dass ich das, was ich so denkepopenke ja auch aller Welt zum Lesen bereitstellen könnte. Natürlich wäre es mir hochnotpeinlich gewesen, wenn auch nur irgendein Mensch auf dieser Erde je in mein Tagebuch geblickt hätte. Aber nun. In Unkenntnis über das Wesen eines Bloges, bastelte ich mir eine Seite auf unserer Royalkommseite und schrieb fortan selbstausgedachtes Tagesgeschehen (nah an der Realität) hinein. Und eines Tages kam der Moment, an dem mir nichts mehr einfiel. Nicht, dass nichts passieren würde in meinem obskuren Leben voller Schaffung und Blaffung, aber es ist alles so irgendwie nicht erklärbar, ohne dass es psychopathisch rüberkäme. Man würde sicher einen Krankenwagen rufen, würde ich mein Gehirn 1:1 in dieses Medium hinschreiben. Vielleicht würde man auch Fips Asmussen rufen oder Pinocchio oder Salman Rushdie. Was also bleibt mir übrig? Nur noch mein Morgenkaffee, der ist mir geblieben und ein kurzer Gedanke getippt auf dem iPhone und gepostet via flickr und gelesen von Frau Fragmente und der Blogpuppe.
Nun wäre es angesichts der Aufgewühltheiten in diesem Lande, ob des Amoklaufes mal wieder an der Zeit etwas zu sagen, weil es was zu sagen gibt. Und es ist gar nicht der Amoklauf oder der junge Mann an sich, der zum Schreiben mich bewöge, sondern wieder einmal die Institution Gesellschaft, die sich fortwährend wundert über sich selbst. Heuchlerisch, bigott, krankhaft eifersüchtig, dumm und unliebenswert. Nicht mal wie dumme Kinder, naiv und unwissend. Das ist die Krux. Das ist der lähmende Moment, in einem Land zu wohnen, das alle Möglichkeiten hat, doch sie nicht nutzt. Ein Land und seine Gesellschaft, die seit Jahrzehnten im Mittelmaß rumdümpeln und in dem das Gros der Gesellschaft von etwaigen Underdogs und Freaks erwartet, dass sie sich diesem Mittelmaß anpassen. Das fängt im Kindergarten an, spielerisch und kindlich, doch gesteuert von den Eltern und ihren Erwartungen und es wird in der Schule zur Hölle. Dort gesellt man sich ins Mittelmaß oder es gibt aufs Maul. Dass Schüler mal mehr mal weniger andere Mitschüler in den Wahnsinn treiben, mobben, verprügeln, vergrätzen, ausstoßen, etc. Das wird hingenommen wie ein Naturgesetz. Ich glaube ganz sicher, dass man sich diesen Umständen erwehren kann, aber dazu müsste man sich ernsthaft und mit Engagement dafür interessieren. Doch die Hoffnung, dass die Schule die lästige Erziehung übernimmt ist übermächtig. Björn Grau hat das auf seinem Blog sehr gut und mit viel Liebe und Verstand beschrieben. In den Kommentaren beschreibt dann jemand, dass Eltern nicht immer Vorbild sein könnten, weil sie Gegenstrategien entwickeln müssten, um selbst nicht auszuflippen. Damit konnte man ja nicht rechnen, dass es mal kompliziert und anstrengend wird. Diese Ansicht beschreibt eine erbärmliche Kapitulation vor den eigenen Pflichten. Als wäre nach sechs Jahren mit dem Kind, die mehr oder weniger im Knuddelmodus miteinander verbracht werden, die Erziehungsarbeit abgleistet, eine Verlängerung des Vertrages unmöglich. Vielleicht vergegenwärtigt man sich aber vor der Zeugung, dass es mal locker so 20 Jahre werden können, die man mit dem lästigen Balg (un)günstigerweise verbringen muss. Und falls man nun doch ein wenig Grips, Herz, Seele und Verstand besitzt kann man diese, ganz sicher superschwere Aufgabe, auch verrichten. Dass sich Kinder und Jugendliche der Wachsamkeit zu entziehen wissen, falls man nicht despotische Kontrollmaßnahmen ergreift, ist sicher nicht zu ändern und ein wichtiger Teil der Entwicklung, aber man darf Kinder in dieser Zeit, bestehend aus Leistungsdruck und Orientierungsversuchen am allerwenigsten alleine lassen. Wie kann es sein, dass Schüler jeden Tag vor der Schule von Kindergangs bedroht und ausgeraubt werden, ohne dass dies bemerkt und unterbunden wird und zwar so, dass wenigstens die Schule an sich, als sicherer Ort betrachtet werden kann? Der schäuble-esque Wahn, Kameras aufzustellen und Telefonate abzuhören, Menschen auf Verdacht in Gewahrsam zu nehmen, Daten auf Vorrat zu speichern, etc. hat für solche Angelegenheiten noch nicht mal einen schlechten Plan. Die Problematik ist offenbar nicht bekannt.
Wenn man aber in diesen Phasen alleine gelassen wird und sich dem Mob hilflos ausgesetzt fühlt, wohin kann man dann noch gehen? Wie weit darf man dann gehen? Ich selbst war früher nicht der am arm-dran-seienste, doch ich kenne solche Vorgänge aus Sicht des Opfers und aus der des Agierenden. Die Bilder und Foltermethoden, die ich in meinem Kopf entwickelt habe, um meinen Peinigern Schmerz fühlen zu lassen, will ich hier nicht wiedergeben. Splatter. Wie weit sind solche Gewaltphantasien von der Tat entfernt. Meine Eltern hatten nie Waffen zu Hause rumliegen und Waffen waren auch in meinem Leben immer eine höchste absurde Angelegenheit. Der aufgeladene Hass, der in immerwährender Form jeden Tag in den Schulen und Schichten produziert wird, wird in 99,99% der Fälle in angemessener Form abgeleitet und verarbeitet. Vielleicht auch (und warum auch nicht) beim Anschauen von Gewaltfilmen oder von Spielen, deren maßgeblicher Inhalt es ist, anderen (Computersimulationen) das Gehirn in Fetzen zu schießen. So geht das eben. Bilder malen, krude Geschichten schreiben, Satansmusik hören, Hip Hop, Sport, kleinkriminelle Gangs gründen, Schnaps saufen, Drogen nehmen in allen Variationen, mit Eltern drüber sprechen, mit Freunden drüber sprechen, depressiv werden oder (in den zum Glück seltensten Fällen) Leute erschiessen. Wie okay sind eigentlich Jugendliche, wenn sie diese drastischste Kanalisation doch nur zum Glück so selten für sich in Betracht ziehen? Und wie soll eine Welt aussehen, in denen man die Menschen sich zunächst selbst überlässt, um sie dann am Schulportal nach Waffen zu kontrollieren?
Der Junge von Winnenden ist nicht der Rächer der Geschändeten, er ist eine tragische Figur, die viele tragische Momente produziert hat. Seine Opfer und deren Angehörige, die Zeugen der Tragödie sind bedauernswerter als er, der er niemals auch nur in die Nähe eines Helden gerückt werden darf. Er wäre aber wieder mal ein Anlass, darüber nachzudenken, was man an diesen deutschlandweiten täglichen Miseren ändern könnte. Aber schon in einer Woche ist er von den Mattscheiben verschwunden. Ein bißchen noch wird man den Blog- und Microblogbetreibern Ein- oder Blauäugigkeit vorwerfen. Weil man das leicht kann und weil es ja zum Teil auch so ist. Mit Sicherheit weiss auch und vor allen Dingen ich nicht, was zu tun wäre, zum Beispiel auch deswegen, weil ich kein Kind habe und mir nur Mühe geben kann, mich in diese Situation hineinzudenken. Vielleicht ist es ein Anfang, in seiner eigenen Zelle mit dem Kehren anzufangen. Da geht es dann nicht um die ganze Gesellschaft, sondern nur ums eigene Einzelkind, einen Praktikanten, einen Schüler oder Nachhilfeschüler, den Nachbarsjungen, die Tschabos vor der Haustür mit ihren großspurigen Sprüchen oder um einen Kunden. Diese Aufgabe erschlägt doch nicht, ist kein Gebirge, nur ein Berg, entlässt einen aber auch von der Ausrede immer auf die zu warten, die ja doch nichts ändern.

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Mein inneres Du

Kaffee statt Schlaf. Einige werden mich bedauern, doch dazu gibt es keinen Grund. Ich habe ein Kiköhn, die Firma und dieses Frotteehandtuch mit den Kaffeeflecken und natürlich habe ich davon gehört: Katzen jonglieren in Mexico. Schlimm!

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Viva AF_Blog

Hurra an diesem gleisend, tretschnassen Moagen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt (0845 CET) konnte ich nicht feststellen welches der manigfaltigen Wettersorten gerade vorherrscht. Sicher ist es Tristesse Royal. Wie immer, wenn ich nicht… äh… Faden verloren. Ein Geburtstagsgruß geht genau nach Friedenau. Es lebe der Proporz!