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Die Fußball-WM 2010 im Huckbook / Tag 18

Ein guter Grund, ein paar übrig gebliebene Jubelarien in die Holländer zu investieren ist Arjen Robben. Was für ein sympathischer Knuddel. Das klingt jetzt natürlich so, als hätte ich überhaupt keine Ahnung vom Fußball, aber es würde ja geradezu narkoleptisch anmuten, wenn ich hier nochmal das Spiel runterrasseln würde. Das macht doch schon Fred und der kann es als einziger auf der ganzen Welt wirklich gut. Ich habe aufgehört über Fußball zu erzählen, als ich Frédéric Valin kennenlernte. Da habe ich nach ca. 90 Minuten begriffen, dass ich keine Ahnung habe. Nur so Tabellenwissen und 100 Jahre 11 Freunde-Magazin, sowie diverse tolle und furchtbare Spiele in diversen Stadien in diversen Ländern. Aber was hilfts. Bringt ja nichts.

Warum ich diese Leidenschaft für diesen Sport habe, erklärt in etwa der Film „The Final Kick“ von Andi Rogenhagen. Dort sieht man Menschen aus 40 Ländern, wie sie dem WM-Finale Brasilien vs. Italien am 17. Juli um 12:30 Uhr Ortszeit in Los Angeles zuschauen. Der Film zeigt Schlüsselszenen aus dem Spiel und dann wie die Zuschauer etwa in einem Dominikanerkloster in Tschechien oder vor einer Großleinwand am Pekinger Hauptbahnhof, im Harem des berühmtesten Volkssängers aus Kamerun, auf dem Fischmarkt in Seoul, in einem Gefängnis in Minsk und an vielen weiteren Orten, reagieren. Man begreift so ein bisschen, was Fußball für eine Bedeutung hat und dass sich Menschen, die dafür kein Verständnis haben, zu Recht wie Außerirdische fühlen. In allen Teilen der Welt stecken sich die Menschen auf die gleiche Weise die Faust in den Rachen oder schlagen sich die Oberschenkel vor Aufregung grün und lila. Fast alle Menschen bevorzugen als Begleiterscheinung die Alkoholisation in den verschiedensten Facetten, Vernunftsstufen und Ausuferungen und wenn der Ball beim Elfmeter über das Tor geht, ertönt aus allen Mündchen das gleiche stöhnende Röhren. Weltweit. Das ist Fußball. Nicht nur die gute Kombination und das Ballgefühl und, dass die Brasilianer am Ende immer weinend und betend oder weinend und pantomimisch Kinder wiegend an der Seitenlinie stehen und ihre Tore bejubeln. Was ich ja überhaupt nicht ertragen kann. Die bemüht pseudogottesfürchtigen Showkatholiken mit ihren Ritualen. Ja leck mich doch. Das würde Arjen Robben niemals tun. Er jubelt mit Herz und ehrlich und ein bisschen demütig vor der großen Realität. Ich wünsche mir, dass die Holländer die Brasilianer am Freitag nach Hause schicken. Wie auch immer. Fair muss es sein, kein Wembley-Tor, kein nicht erkanntes Abseits, kein blödes, hinterlistiges Foul. So richtig mit, was weiß ich, womöglich Elfmeterschießen, von mir aus auch mit Hornberger Schießen, egal, Hauptsache am Freitagabend fliegt ein Flugzeug mit 22 brasilianischen Spielern nach Rio de Janeiro oder wo auch immer sie gerne hin möchten. Ich bin da ja kulant.

Meine zerrige Aversion gegen die Brasilianer und die Italiener (aber nur im Fußball und in den großen Gesten) rührt vor allem aus meiner ewigen Leidenschaft für Underdogs. Die großen SuV-Fahrer, die gehobelten, schmierigen Langweiler mit ihren Ritzen an der richtigen Stelle und dem Unvermögen in Sachen Lieblichkeit sind mir ein Graus. Sie pflanzen sich fort, sie haben korrekt geführte Bankkonten mit Mehrwert im Habenbereich, sie regieren uns, sind aber weinerlich und zu nichts zu gebrauchen. Aber was hat all das mit Brasilien zu tun? Ach, nichts, ich muss mich nur mal aufregen. Jetzt fahren die Chilenen nach Hause. Diese sympathischen Rabauken, die sich in den richtigen Momenten ein Herz gefasst haben und so bis ins Achtelfinale der Fußball-WM gekommen sind. Sie sind letztendlich an einer der besten Abwehrriegel inkl. besten Torwart der Welt gescheitert. Kann man machen, ist aber trotzdem traurig.

Ich hoffe jetzt auf die Holländer. Diesmal muss es klappen. Sonst komm ich am Samstag nicht auf meine eigene Party. So!

 

 

(Foto vom Foto von Brendio / flickr.com)

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