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Eiland in der Sonne

Kennen Sie dieses Video von „Island in the Sun“ von Weezer, in dem sich die Band irgendwo in Afrika mit ein paar ultraniedlichen blutjungen Tieren herumwälzt. Gut gemachter Kitsch von Spike Jonze. So wär mir das Leben jetzt recht. Gut gemachter Kitsch oder wie Ihr Kohlenstoffverbindungen immer sagt: Romantik… am besten pur, das wärs jetzt. Nur in anderen Bildern.

 

Ach was soll’s, hier:

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Einhörner für den Weltfrieden

Wir dachten man (und Frau auch) könnte ruhig auch mal eine Einhorn zeichnen, womöglich malen oder wie man das sonst noch nennt, wenn man es am Computer sich zusammenfummelt. Das wollen wir aber nun, wir wollen Einhörner von Euch. Einhörner zur 5-Jahresfeier von Nilzenburgers Blog Weltfrieden. Das arme Einhorn ist doch nicht mehr so frisch, deshalb… so helft uns doch!!! Es muss auch nicht aussehen wie von Gottfried Helnwein. Es muss einfach nur Herz und Seele haben.

 

Bitte einfach das Abbild (als digitale Dingsung) eines von Euch selbst gezeichneten, gemalten, gehäkelten, gestrickten, getöpferten, in Speckstein geschlagenen, geschnitzten, tätowierten, in Salzteig gewirkten, in Sand gemalten oder in echt fotografierten Einhorns in einen Briefumschlag (witzig) stecken und per eMail bis zum 8. August 2010 an einhorn@stijlroyal.de schicken.

 

Alle Einsendung werden hier und natürlich und ganz besonders auf dem Weltfrieden veröffentlicht. Unter allen Einsendungen verlosen wir fünf Exemplare des Stijlroyal Magazines und ein Eeschenposter. Und kommt mir nicht mit dem Rechtsweg, der ist natürlich ausgeschlossen.

 

 

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Das Lachen nach dem Schluss

Jetzt habe ich mir einige Tage die Ereignisse rund um die Tragödie von Duisburg am 24. Juli angesehen. Auch konnte ich beobachten, wie die Leute auf Twitter damit umgehen. Betroffenheit war in erster Linie zu spüren und dann die vielen verschiedenen Arten das zu verarbeiten. Manchen ging es vielleicht auch am Arsch vorbei und weil sie immerhin wissen, dass so etwas gesellschaftlich geächtet ist, versuchten viele wenigstens den Schein zu wahren, bevor Sie dann ein paar Stunden später wieder in den üblichen Ironie-, Witze- und Beziehungsstresssimulationstweetmodus verfielen. Manche wirken dabei vollkommen abgestumpft. Andere eher hysterisch. Man giftet sich gegenseitig an, warf sich Pietätlosigkeit vor und man weiß natürlich ganz genau was Schaller, Sauerland und Konsorten jetzt zu tun haben

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Heute habe ich mir dann ein ca. 10-minütiges Video angeschaut, das die Ereignisse ein weiteres mal auf drastische Weise verdeutlicht. Viele, die es gesehen haben, hat das sehr mitgenommen. Ich empfand es nicht krasser, als viele andere Aufnahmen und Berichte von der Katastrophe. Natürlich mussten sich einige Twitterer wieder dadurch hervortun, dass sie lauthals verkündeteten es sich nicht anzuschauen, weil, man ist ja sensibel und extrem moralisch obendrein. Ich weiss nicht, ob ich das in der Tiefe richtig interpretiere, es sind in diesen Momenten immer die gleichen Leute mit immer den gleichen Mustern, es fällt auf. Oft kommt mir das bemüht und konstruiert vor.
Ich kann nicht behaupten, dass ich angesichts des Videos weinend zusammen gebrochen wäre. Ich würde mich selbst nicht als gefühlskalt oder extrem abgezockt beurteilen, aber ich wüsste gar nicht bei welcher der unfassbar vielen Katastrophen, die ich den ganzen Tag oft beiläufig, gar beim Abendessen so wahrnehme, die ich in der Tagesschau sehe, im Internet, in den Tagezeitungen, ich mehr oder weniger betroffen sein müsste. Es ist einfach nicht mehr möglich, das alles aufzunehmen. Ich kann das schwer beurteilen. Warum ist das so. Ein Ereignis in meinem Leben, hat sicher zu diesem etwas abgebrühten Verhalten beigetragen. Und zwar, es war am 6. Juli 1976, habe ich mit meiner damals 6-jährigen Schwester eine Straße in unserer Nachbarschaft überquert. Wir kamen gerade aus unserem Garten, der sich in den Weinbergen am Rande von Wiesbaden befand. Es war heiß an diesem Tag und es war uns langweilig. Wir wollten nach Hause. Wir überquerten also die Straße und ich konnte gar nicht so schnell schauen und meine Schwester auch gar nicht warnen, da kam ein Auto mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit angefahren und erfasste meine Schwester und schleuderte sie durch die Luft. Sie verstarb anschliessend, an den Folgen ihrer Verletzungen. Die grässlichen Details, die Geräusche, all das hat mein Leben geprägt. Anschließend war alles anders, als je zuvor. Ich war neun Jahre alt und am nächsten Morgen hatte ich das Gefühl irgendwie erwachsen geworden zu sein. Es hat hat mich seelisch an eine andere Stelle im Leben gedrängt. Ich musste den Tod verarbeiten. Den meisten Menschen ist dieser Umstand eher in fortgeschrittenem Alter beschieden. Ich weiss aber gar nicht, ob das so gut ist. Viele Menschen aus meine Bekanntenkreis sind derart hilflos und ohne jegliche innere Vorbereitung, angesichts eines Todesfalles oder einer Katastrophe, ich kann das oft gar nicht nachvollziehen. Ich möchte darüber aber keinesfalles urteilen oder mich drüber erheben. Das ist eine monströse und schwer zu verarbeitende Angelegenheit. Da muss jeder für sich durch.
Ich bin nach dem Unfall damals einige Tag zuhause geblieben, es waren ohnehin gerade Sommerferien und dann bin ich wieder raus und habe mit meinem besten Kumpel nichts absurderes machen können, als mit Kreide überfahrene Menschen auf die Straße zu malen und mich über die grotesken Reifenspuren, die wir über die Gesichter der Figuren zeichneten, kaputt zu lachen. Die Nachbarn waren schockiert, aber irgendwie war das der Punkt damals, der mir den Weg geebnet hat, das schlimme Ereignis als ein Teil des Lebens zu betrachten und zu akzeptieren. Leute die das Gefühl haben, sie könnten und dürften nach so einer Tragödie nie wieder lachen, kann ich ad hoc natürlich keinen Tipp geben, der nicht banal und dämlich anmaßend anmutet, aber es ist schon immer auch ein bisschen so, wie Dragoslav Stepanovic den Fans am 16. Mai 1992, nach dem 1:3 der Franfurter Eintracht gegen Hansa Rostock und der damit verlorenen Meisterschaft lakonisch mit auf den Weg gab: Lebbe geht weiter! Und was ist schon eine verlorene Meisterschaft? Für manche geht da ja schon die Welt unter.

Das ist alles schwer zu erklären, aber es sind doch nun in den Jahren so viele grauenhafte Ereignisse passiert und Angehörige und Freunde sind gestorben, dass es ich mich jedesmal frage, warum denn nun dieses Ereignis in Duisburg den Menschen so unter die Haut geht. Ich kann mich erinnern, irgendwann in den Neunzigern muss es gewesen sein, da gingen in den Alpen, in einem Skigebiet ein paar Lawinen ab, so dass einige Menschen verschüttet und andere in den Tälern eingeschlossen waren. Man hat tagelang darüber berichtet, ein ARD-Brennpunkt nach dem anderen zeigte irgendwelche Leute in Aufregung in einer Region in der die Lawinen letztlich deshalb so massiv abgehen, weil zuvor der komplette Wald an den Hängen der Skipisten zum Opfer fiel. Die Menschen zuhause an den TV-Geräten waren jedoch aufgeregt, alle sprachen darüber. Große Sache. Mitten in dieser Zeit, in denen die Skiurlauber in den Alpen eingeschlossen waren, gab es eine Flutkatastrophe in Südamerika, in deren Verlauf über 40.000 Menschen ums Leben kamen. Dieser Nachricht wurde ca. 30 Sekunden Zeit und klitzekleine Artikel in den Gazetten eingeräumt. Es ging schlichtweg unter. Es entstand der Eindruck der unterschiedlichen Wertigkeit von Menschen. Ähnliches ist zu beobachten, wenn beispielsweise beim Absturz eines Flugzeugs die Menschen erst unruhig werden, wenn „Deutsche unter den Opfern“ zu verzeichnen sind. Gerade ist in Pakisten ein Flugzeug abgestürzt, aber es ist keine Zeit und keine Trauer mehr übrig, es ist nicht von Interesse. Dafür hält man sich lieber moralinsauer mit der moralisch noch verkorksteren Eva Herman auf und gibt ihr so noch ein bisschen Publicity. So ist das.

Aber warum? Weil hier Bilder zum gruseln sind, weil es in Deutschland passiert? Weil man als „der kleine Mann“ glaubt irgendwelchen absurd agierenden Politikern einen Strick drehen zu können? Weil es erschütternde, fast lyrische Blogeinträge über das Sterben in Duisburg gab? Weil die Opfer so jung waren? Warum lässt das Thema hier niemanden los? Die Sau ist doch sonst nach einigen Stunden durch Dorf gejagt.

Sind es die Bilder. Ganz sicher ist das so. Ich finde die Demokratsierung der Bilder von der Basis wichtig. Sie sind voll der Härte und das verzweifelte Schreien der eingeklemmten Menschen klingt extrem nach. Wir Zuschauer können nicht die ganze Verzweiflung begreifen und nachvollziehen, aber so ist sie ein bisschen gegenwärtig, man versteht ein bisschen warum selbst gestandene Sanitäter weinend zusammengebrochen sind. Man kann es erahnen. Ich glaube man muss es sich auch anschauen um irgendwas zu begreifen. Und dann sollte der Gedanke einmal weg von der eigenen Unzulänglichkeit und der Selbstbetroffenheit, was man doch für eine arme Sau ist, weil man diesen schier unfassbaren Inforamtionen aus dem Internet ausgesetzt ist, dann sollte der Gedanke immer den Opfern gelten. Die Trauernden haben ein schweres Päcklein zu tragen, aber der Umstand, dass sie überhaupt trauern können, ist schlichtweg der, dass sie noch leben, noch da sind. Als meine Schwester tot war, da fragte ich meine Eltern, ob es nicht Selbstmitleid wäre, wenn man trauert. Klar, der Zustand der Trauer, des Verlustes ist so unbegreifbar ist, er tut so weh, aber er beschäftigt sich ja immer sehr mit sich selbst. Was aber ist mit den Opfern? Was ist mit künfitgen Ereignissen, bei denen man in die Verhinderung weiterer Tragödien alle Kraft und den Verstand investieren sollte.

Der Blogger Michael Seemann, der den Link zu diesem besonders eindringlichen Video geretweetet hat, fragte sich in seinem Blogpost, ob er den Link vielleicht wieder löschen sollte. Ich denke, man sollte das nicht tun, er hat das auch nicht gemacht. Er hat das hier ganz gut beschrieben. Man scheitert nicht unbedingt an solchen Bildern. Viel mehr sollten solche fürchterlichen Dokumentationen die Betrachter aus den Banalitäten entführen, in denen sie Montags über den Montag, an heißen Tagen über die Hitze, an regnerischen Tagen über den Regen und ansonsten über den verpassten Tchibo-Newsletter jammern. Es gibt diese Dinge, dieses Sterben, Verhungern, diese Gemetzel und bei allem Respekt vor den individuellen Problematiken, so sind doch die allermeisten Zustände in den allermeisten Leben in meiner Peergroup sicher besser als das Elend der Ersoffenen und Betroffenen dieser Welt.