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ich schwang mich den etang entlang

ich bin ein sehr schlechter urlauber. das muss ich dem urlaubsgeilen
und selbstverständlich auch extrem urlaubslässigen rest der menschheit
an dieser stelle mitteilen. heute ist samstag und die finnin hat heute
morgen das haus verlassen. allerdings nicht in elisabeth-taylor-manier,
weil ich ja auch nicht richard burton bin, sondern weil sie doch zu
dieser hochzeit reiste, welche in toulon stattfindet und wo ich nicht
eingeladen bin. ich habe zwar gar keine lust dabei zu sein, aber
dennoch wäre ich gerne eingeladen. voll schizzo. ich werde ohnehin
selten zu einer hochzeit eingeladen, wobei auch selten welche
stattfinden. aber auf dieser hochzeit war und bin ich nicht eingeladen,
die finnin sagt: „das ist nicht deine welt, das findest du sicher
fürchterlich, aber es ist eine alte freundin meinerseits. machs gut und
bis morgen.“ ich hörte noch den wagen die bekieste einfahrt entlang
knirschen und dann war sie fort. so schwang ich mich aufs rad und fuhr
den etang entlang und am pitoresken hafen vorbei, in die ortsmitte
marseillans um mir dort eine gazpacho, mineralwasser und senf zu
erwerben. langsam gehen mir fanzösische supermörkte auf den sack. in
epinal, der war klasse. er war kühl klimatisiert, gut sortiert und die
preise waren tip top, sein name war atac. der champion hier im ort
ist… ach das habe ich ja bereits geschildet.
(falls jemand jetzt
eine spannende wendung der geschichte erwartet, den darf ich nun bitten
zügig weiterzuklicken, es wird nicht wesentlich aufregender.)
dann
gibt es noch im centre ville einen kleine süßen spar. der ist nicht so
gut sortiert, hat aber charme und sogar einen kleinen weinkeller.
unweit davon gibt es einen klasse muschelladen mit einer sehr
freundlichen muscheleurin. wie überhaupt alle leute hier sehr
freundlich sind. bei meinem letzten besuch dieses landes, war das
irgendwie nicht so. oder dooch?! vielleicht sind alle noch so benommen
von unserer schönen fußi-wm. also moule und 3 huitres und mein
muschelsud war so klasse, dass ich ganz begeistert von mir selbst war.
das war aber gestern.
heute lungerte ich eine stunde am etang de
thau rum und dachte die ganze zeit: „reizklima, geil!“ wenn man meer
riecht, riecht man irgendwie auch verrottung. algen oder so. salz kanns
ja nicht sein und fisch wohl auch nicht. ich glaube es ist ein
euphemistischer gedanke, dass meer so toll zu finden. geht klar finde
ich, kann man ja machen, aber es macht nicht wirklich sinn. sicher ist
das die verzweiflung, weil man eigentlich nichts mit dem meer anfangen
kann, außer vielleicht rein zuspringen. aber wenn dann eine feuerqualle
daher geschlendert kommt oder man vom hai verspeist wird, ist das meer
eine dumme sau. dem meer ist das scheissegal. aber ich finde das meer
trotzdem prima, ich finde aber auch seen klasse und am besten finde ich
flüsse. flüsse sind eins a. der etang de thau ist ja weder noch. der
etang de thau ist eher eine lagune, ein mit meerwasser gefülltes
minimeer. das wird sicher den miniblogweltmeister interessieren. als
ich den etang satt hatte und zudem fast schneeblind war, weil ich ja
die ganze zeit gelesen habe, fuhr ich heim ins unser kleines häuschen
und lauschte dem vermieter wie er mit seinem sohn schimpfte, weil der
sein fahrrad nicht reparierte. glaubt man dem vermieter, ist der sohn
einer der viele ausreden für alles mögliche parat hat, er habe ihm
schon 10 luftpumpen gekauft, schimpfte der vermieter erbost. das ist
allerdings allerhand. mein vater klang oft genauso. heute schäme ich
mich ein wenig. doch dem vermieter und seinem sohn sei gesagt: es ist
alles nicht so schlimm. der sohn wirkt auf mich nicht wie ein
zukünftiger gossenkandidat, man hat aber im kampf mit postpubertären
anwandlungen nicht immer lust auf sinnvolle beschäftigungen. mit 17
hängt man gerne rum. die große sinnlosigkeit vor dem erwachsenen leben
mit der ganzen verantwortung und so. der sohn hat aber dann doch sein
rädchen repariert, jedenfalls fuhr er anschliessend mit einem kumpel im
wheely vor meiner terrasse auf und ab. ich träume eigenartigerweise
sehr oft davon im wheely mit einem fahrrad in der gegend herumzufahren.
ich träume das sooft, ist mir heute aufgefallen, dass ich sogar schon
scharf nachgedacht habe, ob ich nicht sogar schon öfter mal auf dem
hinterrad umher fahre. ich glaube aber nicht. auf jeden fall war es
dann so, dass der kumpel auf dem blauen mountainbike relativ hektisch
fuhr, während der sohn des vermieters lautlos, in zeitlupe und einem
erstaunlichem neigungswinkel vorbei cruiste, was ich extrem lässig fand
und auch ein bißchen absurd und musste lachen. der junge mann ist ein
wahrer könner auf dem hinterrad. und jetzt kombiniere ich mal: da die
mutter des sohnes des vermieters aus wiesbadne-naurod kommt und
wiesbaden-naurod lange jahre im radball die ganze große nummer war…
merken sie was?! daher weht der wind. wahnsinn.
nach all den
abenteuern las ich wieder in meinem buch von hans peter kerkeling,
welcher seine erfahrungen auf dem jakobsweg nach santiago de
compostella schilderte. ein sehr schönes buch. morgen ist es rum. ich
mach ja sonst nichts anderes zur zeit. ich schau mir ja auch nicht
gerne alte gebäude an oder sehenswürdigkeiten. ich stehe meistens neben
dem land, das ich besuche. ich kann nur in ein land oder in eine stadt
eintauchen, wenn ich da wirklich bin, lebe, arbeite. die
oberflächlichen erfahrungen interessieren mich null und fotografieren
will ich das auch nicht. ich empfinde hingegen durch eine landschaft zu
fahren und die umstände aufzunehmen als bereicherung. oder auch
hindurchzuwandern, radeln oder was weiss ich. die quintessenz
aufzunehmen, nicht unbedingt die details. das französische, das
langedocesque dieser region zu spüren. hier beginnt der canal du midi.
dorthin fahre ich morgen und dann döse ich ein wenig während meine füße
im canal baumeln. das ist die fremde, sie zu spüren, damit sie ein
freund wird. alte kirchen finde ich da nicht so spannend. eher schon
supermärkte und wie die leute dort miteinander umgehen. es gibt
supermärkte da laufen viele urlauber fast nackt herum. da muss ich
kotzen. diese ordinären leiber mit den hirnlosen köpfen drauf, da weiss
man wo man ist. genauso gehts mir in den restaurants, wenn die
deutschen einen auf ortskundig machen: „ääh jaques, un croque-monsieur
s’il vous plaît!“ um dann den anderen urlaubern zu erklären, dass man
dem jaques ab und zu beine machen müsse, „der schafft sonst nix, die
sinn hier traditionell eher faul!“. ich bin kein misantroph, ich tue
mich nur schwer mit meinen projektionen. und die finnin vermisse ich
jetzt ein bißchen. was es wohl zu essen gibt in toulon?

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