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Die Fußball-WM 2010 im Huckbook / Tag 13

Ich bin doch hier kein Fußballblog.

Gestern war ich uffgereescht. Irgendwie auch schlecht gelaunt, obwohl das Wetter so toll war. Wenn das Wetter gut ist, also der Himmel blau, Temperatur bei so 20-25°C, dann bin ich eigentlich per se ein fröhliches Kind, gestern jedoch nicht.

Wenn „Deutschland“ ausscheidet, ist das ja nun nicht wirklich der Weltuntergang, aber was war das immer für eine Trübsal, wenn dem so war. In den Jahren 1994-2000 war man ja eher erleichtert, dass das Gewürge ein Ende hatte, aber dann 2002, als alles auf einmal so sonderbar überzogen begann, als Deutschland gegen Saudi Arabien mit 8:0 gewann und auf einmal Oliver Kahn erst Übermensch, dann Mensch wurde, da war das schon sehr betrüblich und realitsnah, als „wir“ das Endspiel mit 0:2 verloren. Nur Fußballfreaks konnten sich mit dem herausragenden Spiel eines Bernd Schneiders trösten. Am nächsten Tag eröffnete ich mit dem damaligen Robert Karliczek Royalkomm. Wir waren die ganze Woche traurig, missmutig und ohne Elan. Und sogar die ersten Kundengespräche, die wir schon lange im Vorfeld vereinbart hatten, waren ähnlich geprägt und es gab nur ein Thema: Das verloren WM-Finale. Es gab Kunden, die sagten: „Jetzt lass uns doch erstmal das Ergebnis verdauen und dann reden wir übers Geschäft.“ Das war ein schlechter Start, eines so hoffnungsvollen Unternehmens und obwohl wir in den kommenden Jahren bis zu meinem Ausstieg im letzten Jahr ein tolle Entwicklung nahmen mit Royalkomm, so blieb immer eine melancholische Grundstimmung spürbar.

Davon können die Ungarn ja auch ein Lied von singen. Es gibt Leute, die sagen, dass der ungarische Volksaufstand von 1956 eine, aus der Enttäuschung über das verlorene Finale 1954 (2:3 gegen Fritz Walter) resultierende Unzufriedenheit mit den Dingen zur Folge hatte, die dann schießlich in der Kummulation des Volksaufstandes gipfelte.

Also möchte ich, dass wir drin bleiben. Ich will nicht in die jammernden Gesichter blicken. Und die Jungs sollen gut spielen. Sie sollen sympathisch bleiben und nicht bloß rummachen und abstauben. Auf dem Papier sind die Engländer stärker. Sie haben mit Steven Gerrard, Frank Lampard, Wayne Rooney und ihrem Torwart David James wesentlich stärkere Einzelspieler. Und, hier, das mit David James war ein Scherz. Doch spielen sie ja nicht auf Papier, sondern auf’m Platz, wo es wichtig ist. Eigentlich sind ja die Engländer meine Vizelieblinge. Aber die englische Presse macht da einiges kaputt in der Völkerverständigung.

Gestern also saßen wir wieder da: ein Ahnungsloser, der Eintrachtfan, ein taxifahrender Quasisoziologe (auch ahnungslos), eine Strickbloggerin und ich, ein 11 Freunde-Abonnent der ersten Stunde. Da konnte ja nichts schief gehen. Die Ahungslosen und die Strickbloggerin waren für die Public Viewing-Atmo zuständig und krischen ihre Ahnungslosigkeit schonungslos in den Raum. Der Eintrachtfan und absolute Hyperchecker in den Bereichen Musik, Film, Fußball und natürlich auch sonst, wusste alles vorher und klärte uns über den mangelnden Fußballsachverstand eines Jürgen Klinsmann auf und wusste, warum die Mannschaften heutzutage mehr so im Mittelfeld rumstehen, wo sie die Räume kontrollieren (oder so). Und als er dann auf dem Höhepunkt seiner Abfälligkeiten über den „“deutschen“ Messi“ angelangt war, da schoss Mesut Özil (der „deutsche“ Messi“) das 1:0 und alles wurde gut.

Nur das Gefühl, dass diese Mannschaft so nicht gegen den wirklichen Messi und seine Kumpels gewinnen könnte, das blieb.

 

Und dann ist heute noch der Feuerwehrmann Jörg Berger gestorben. Ich bin nervös.

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