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Die Fußball-WM 2010 im Huckbook / Tag 21

Ich weiss gar nicht womit ich anfangen soll. Dieser Tag. Hach!

 

Es stand die Viertelfinalbegegnung Argentinien vs. Deutschland an. Ich war ein bisschen aufgeregt, aber meine Freunde und etliche Ratgeber aus Funk und Fernsehen haben mich beruhigt. Ich müsse nicht aufgeregt sein, Deutschland habe keine Chance, Argentinien sei eindeutiger Favorit. Argentinien sei nicht Australien (Aha!) und England sei einfach eine Cucumber-Truppe. Das könne man nicht vergleichen. Also wechselte ich kurz vor dem Spiel meinen verwegenen Tipp von 4:0 auf 2:0 für Deutschland. Meiner Meinung nach, war die deutsche Mannschaft taktisch immer am besten eingestellt und das Team um Joachim Löw wusste die Schwächen der jeweiligen Gegner sehr gut auszumachen. Ich war also doch wieder aufgeregt und dann wieder doch nicht. Ach, es ist kompliziert im Aufregungsbereich.

 

Und dann war ja auch noch die #dws13m-Party anlässlich der Erscheinung unseres 13. Stijlroyal Magazines. Das #dws steht für „Du weisst schon“ und das 13m für 13.000. Und zwar deshalb weil wir bei unserem ersten Grillen in der alten chinesischen Botschaft der DDR, in Berlin, nur ganz wenige Leute einluden, alles ein bisschen geheimnisvoll war und die Leute sich dann auf Twitter mit dem geheimnisvollen #duweisstschon-Hashtag abgesprochen haben wie und wann sie bei uns erscheinen. #dws2 fand dann auf einem Dach in Berlin statt, #dws3 im Schlachthof zu Wiesbaden. #dws12 war dann die Feier zu Stijlroyal Nr. 12, #dws43 war eine JourFitz-Lesung in Kombination mit meinem 43. Geburtstag und nun fand eben die 13.000ste und somit letzte Duweisstschon statt. Man muss die Zeichen der Zeit erkennen.

 

Also war #dws13m und Fußball-Viertelfinale am gleichen Tag und so zogen wir unter sonnenstrahligem Getöse schon um 14:30 Uhr ins Wiesbadener Treibhaus ein. Es war so heiß, soooo heiß, dass meine zwei Ventilatoren nicht mehr wussten was sie noch tun sollten. Und als ich so dahin schmolz vor Hitze und Entzückung da spielte sich vor meinen Augen ein geradezu unwirkliches Szenario ab. Da ich große Massen von voraussichtlich gröhlenden Menschen nicht mag, saß ich oben auf dem Terrasse und blickte von dort auf die für mich aufgrund von Baumbewuchs nur rudimentär einsehbare Leinwand, auf der das Spiel übertragen wurde. Und so konnte ich es weder glauben, noch genau erkennen, wie genau die Tore fielen. Nach zwei Minuten köpfte der saucoole Müller nämlich das erste Tor ins Netz und irgendwie war das alles unwirklich. Die Leute jubelten und ich wartete auf den Abseitspfiff oder irgendwas. So einfach konnte das ja nicht sein. Das ganze Spiel sah danach fast so aus wie das gegen die Engländer, aber es spielten die Argentinier. Leider hatte Maradona vergessen, dass neben dem argentinischen Özil noch andere Fußballspieler eine ganze Mannschaft ausmachten und so setzte er alles auf Messi, der aber einfach ausgeschaltet wurde und so fielen in den Minuten 67, 74 und 89 die Tor 2,3 und 4, während die Argentinier großzügig und ihrerseits aufs Toreschießen verzichteten. Und unten johlte die Masse, oben klatschten wir Angela Merkelmäßig vor uns hin und irgendwie irgendwie irgendwie war alles so hell und in Ordnung so mit der Welt. Maradona weinte, ich dachte an Eva Perón, während die Bedienung langsam immer trauriger dreinschauten, denn die Leute soffen wie die Löcher und wollten obendrein auch noch etwas essen. Unverschämtheit! Und dann kamen Winde auf und tatsächlich ein kurzes Windchen. Ich saß da mit heißen, trockenen Augen, wie weiland Old Shatterhand mit dem sterbenden Winnetou auf dem Schoß. Wir tranken Stø und rauchten Zigaretten (hh hh h) und im Grunde hatten wir es ja bereits geschafft. Ich dachte darüber nach, dass das eines der letzten Veranstaltung dieser Art sein könnte. Dass man das anders machen müsste. Irgendwie mit weniger Leuten, aber dafür mit mehr Pomp. So mit Schiffchen mieten oder an Weihnachten auf einer Almhütte mit Föhnfrisuren.

 

Und jetzt müsste ich eigentlich eine Menge Namen nennen, wer alles so da war und wie toll das am nächsten Morgen bei uns in der K61 beim Frühstück war und wie wir eigentlich alle so Hippies sind, die sich dauernd alle lieb haben, was aber ja natürlich total uncool ist. Ich müsste die deutsche Mannschaft aufsagen und wie die so gespielt haben und warum. Ich müsste soviel.

 

(Foto von mir selbst)

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